Thees Uhlmann ist eine feste Größe in der deutschen Musikszene. Bekannt als Frontmann von Tomte, einer der prägendsten Indie-Bands der 2000er-Jahre, und später als erfolgreicher Solokünstler, erzählt seine Karriere die Geschichte eines Künstlers, der sich immer wieder neu erfindet, ohne seine Wurzeln zu vergessen.
Tomte: Die Stimme einer Generation
Gegründet 1991 in Hemmoor, Niedersachsen, machte sich Tomte in der deutschen Indie-Szene schnell einen Namen. Ihre Mischung aus melodiösem Gitarrenrock und poetischen Texten traf einen Nerv, besonders bei der Generation der 2000er-Jahre. Mit Alben wie „Hinter all diesen Fenstern“ (2003) und dem Meilenstein „Buchstaben über der Stadt“ (2006) erreichte die Band Kultstatus.
Einer der wohl prägnantesten Texte aus dieser Ära findet sich in Ich sang die ganze Zeit von dir:
„Ein Tag ohne Morgen, ein Morgen ohne Gestern / Und ich sing die ganze Zeit von dir“
Dieser Song fängt die Essenz von Tomte ein: die Balance zwischen Melancholie und Hoffnung, zwischen Reflexion und Aufbruch.
Auf Buchstaben über der Stadt fragte Uhlmann in Die Schönheit der Chance:
„Ist es wichtig, was ich sage, wenn ich weiß, dass es Dich erreicht?“
Es ist diese Nähe zu den Hörer:innen, die Tomte zu einer der prägenden Bands ihrer Zeit machte. Doch nach „Heureka“ (2008), dem letzten Studioalbum der Band, legte Tomte eine unbestimmte Pause ein – ein Einschnitt, der Uhlmann zu neuen Ufern führte.
Der Schritt ins Rampenlicht: Uhlmanns Solokarriere
2011 meldete sich Uhlmann als Solokünstler zurück. Sein selbstbetiteltes Debütalbum Thees Uhlmann schlug musikalisch und thematisch neue Wege ein. Besonders auffällig war der Song „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“, in dem er die Suche nach Sinn und Zugehörigkeit beschreibt:
„Die besten Geschichten schreibt das Leben, doch die meisten handeln von Vergehen.“
2015 folgte #2, auf dem Uhlmann seine Themen weiter vertiefte. In „Danke für die Angst“ thematisierte er, wie Unsicherheiten auch Stärke erzeugen können:
„Ich steh auf und ich fall hin, und ich steh auf und ich fall hin / Und in der Wiederholung liegt der Sinn.“
Mit diesen Zeilen zeigte Uhlmann eine neue Seite, die sowohl reifer als auch persönlicher wirkte.
Vom Musiker zum Autor und zurück
Neben der Musik wagte Uhlmann einen weiteren Schritt: 2015 veröffentlichte er seinen ersten Roman „Sophia, der Tod und ich“. Das Buch wurde ein Überraschungserfolg und zeigte Uhlmanns Talent als Geschichtenerzähler auch abseits von Melodien. Seine Lesereisen, auf denen er den Humor seiner Songtexte ins Literarische übertrug, schlossen nahtlos an seine musikalische Arbeit an.
Das Beste von Tomte bis heute: Ein Rückblick
Mit „Sincerely, Thees Uhlmann – Das Beste von Tomte bis heute„ (Label: Grand Hotel van Cleef/VÖ: 6.12.24) schließt sich für Uhlmann ein Kreis. Das Best-of-Album versammelt die Highlights seiner Karriere, von den Anfängen mit Tomte bis hin zu seinen Solowerken. Besonders die Zusammenstellung zeigt die Kontinuität seiner Themen: die Schönheit der Melancholie und die Kraft des Weitergehens. Ein Vers aus „Junkies und Scientologen“ bringt diese Haltung auf den Punkt:
„Junkies und Scientologen, sie sind so wie wir / Menschen, die auf irgendwas hoffen, Menschen, die sich verlieren.“
Die Zukunft bleibt offen
Ob mit neuen Projekten oder weiteren literarischen Ausflügen: Thees Uhlmann bleibt eine Stimme, die in der deutschen Musik- und Kulturlandschaft nicht wegzudenken ist. Sein Weg zeigt, dass Veränderung kein Bruch sein muss, sondern eine Chance, Geschichten immer wieder neu zu erzählen – in der Musik wie im Leben. Oder, wie er in „Was wird aus Hannover“ singt:
„Und wir laufen vorwärts, bis wir stehen / Und wir stehen, bis wir laufen, bis wir’s verstehen.“