Coole Musik, um den Schwächsten eine Stimme zu verleihen und somit ein Zeichen für Solidarität setzen. Darum geht es am 05. Juni beim PEACE x PEACE Festival in der Berliner Waldbühne. Etwa sechs Stunden lang werden namhafte Künstler mit ihrer Musik zur Hilfe für Kinder im Krieg und auf der Flucht aufrufen. Mit dabei sein werden Seeed, Beatsteaks, MoTrip, Max Herre, Clueso, Samy Deluxe, Megaloh, Cro und viele mehr. Jeder dieser Artists verzichtet dabei auf seine Gage. Der Reinerlös sowie sämtliche Spenden, die durch die UNICEF gesammelt werden, kommen verschiedenen Projekten der Hilfsorganisation zugute.
Das Festival selbst soll also nicht nur für gute Laune sorgen, sondern auch als Aufforderung zur Bekämpfung von Fluchtursachen durch Deutschland und die Europäische Union angenommen werden. Initiator ist der in Berlin beheimatete Sänger und Songwriter Fetsum. Wir haben uns mit ihm getroffen, um mehr über die Hintergründe des PEACE x PEACE Festivals zu erfahren.
Wann ist die Idee für das PEACE x PEACE Festival entstanden?
Fetsum: Die Idee entstand im Oktober 2013, nach diesen schlimmen 'Left-to-die'-Ereignissen, mit Hunderten toten Flüchtlingen vor Lampedusa. Das war für mich persönlich ein richtiger Erschütterungsmoment. Das war so ein Moment, der mich auch an meine eigene Vergangenheit erinnert hat, einzig mit dem Unterschied, dass ich und meine Familie verdammt viel Glück gehabt haben. Wir wurden in Italien und Deutschland als Menschen aufgenommen und eben auch als solche behandelt. Allein schon aus diesem Grund habe ich für dieses Thema sehr sensible Antennen, weil ich einfach beide Welten kenne. Ich kenne nämlich auch jede Menge andere Biografien, bei denen das alles ganz anders gelaufen ist. Und wir können einfach nicht noch mehr verlorene Generationen zulassen, denn am Ende eines jeden Tages geht es mir wie jedem anderen auch, der in den Nachrichten von immer neunen Hiobsbotschaften erfährt. Das alles waren letztendlich die ausschlaggebenden Aspekte, dieses Festival ins Leben zu rufen. Für mich ging es einfach darum, auf diese schlimmen Ereignisse zu reagieren. Insbesondere auf das, was Kinder durchleben müssen, die am allerwenigsten dafür können.
Konntet ihr den selbst bestimmen, welche Projekte der UNICEF mit dem Erlös unterstützt werden sollen?
Wir haben zusammen mit Unicef Life- & Soulsaving-Projekte in Syrien, im Irak, in Süd-Sudan und in der Ukraine ausgesucht. Es gibt aber auch nationale Projekte die wir unterstützen wollen. Wenn man bedenkt, dass es jede Menge Kinder gibt, die unbegleitet in Deutschland ankommen. So etwas wollen wir natürlich auch unterstützen. Denn auch wenn Deutschland ein wohlhabendes Land ist, gibt es auch hier jede Menge tolle Projekte, die es zu unterstützen gilt.
Wie ist denn Deine persönliche Meinung zur europäischen und natürlich auch zur deutschen Flüchtlingspolitik?
Aus der deutschen Perspektive dachte ich mir nur, wow Angie (Merkel). Sie hat Position bezogen und klar gemacht, wofür sie steht. Sie hat sich frontal zu einer Sache bekannt und damit ein klares innen- & außenpolitisches Signal gesetzt. Allerdings haben es die Medien, meiner Ansicht nach, bisher versäumt, die Fluchtursachen auch mal vor dem historischen Hintergrund des 20. Jahrhunderts zu diskutieren. Der Ursprung dieser 'Krise' liegt in der Nord-Süd-Politik von vor 30, 50 oder mehr Jahren. Klar, in Krisen sucht man immer nach kurzfristigen Lösungen, wir dürfen aber nicht permanent die Augen vor den Ursachen verschliessen. Ich hoffe einfach, dass wir das als globale Gesellschaft nicht erst begreifen, wenn es zu spät ist.
Wie läuft der Vorverkauf für das Festival?
Großartig. Wir sind zwar erst seit knapp vier Wochen im Vorverkauf, haben aber bis dato schon ungefähr 18.500 Tickets verkauft, obwohl wir noch nicht einmal großartig Werbung gemacht haben. Und das ist einfach der Beweis, dass es für viele Menschen ein Anliegen ist, sich diesem Thema zu widmen. Wir sind natürlich auch ganz besonders stolz, ein solch namhaftes Line-Up präsentieren zu können. Immerhin verzichten all diese Künstler auf ihre Gagen, damit wir eine hohe Spendensumme erreichen können. Und ich kenne darüber hinaus kein Event, bei dem an einem Tag die Beatsteaks, Seeed, Max Herre, Cro, Aloe Blacc, Namika etc. auftreten. Ich freue mich einfach wahnsinnig.
War es euch denn wichtig, dass viele deutschsprachige Künstler dabei sind?
Das hat sich letztendlich dahingehend entwickelt. Ursprünglich wollten wir das Ganze viel internationaler gestalten. Aber wir haben hier in Deutschland zahlreiche großartige Künstler mit Haltung. Das Gute liegt oftmals so nah, warum also immer in die Ferne schweifen.
Also habt ihr das Line-up des PEACE x PEACE Festivals bewusst so zusammengestellt?
Einige der Künstler, die auftreten werden, kenne ich persönlich. Die habe ich ganz direkt angesprochen, ihnen erklärt was ich vorhabe und sie dann von der Idee überzeugt. Die wiederum sind los und haben weitere Künstler und Managements für uns angesprochen.
Wirst Du denn selbst live auf der Bühne zu sehen sein?
Ich werde ein paar Songs spielen, werde aber weitestgehend die Rolle des Gastgebers einnehmen und schauen, dass es allen Beteiligten gut geht.
Wird es denn einen Song geben, die alle beteiligten Künstler gemeinsam performen werden?
Das ist geplant, jedoch leider noch nicht umgesetzt. Wir müssen einfach mal schauen, ob das klappt, weil einige Zusagen auch erst sehr kurzfristig kamen. Vielleicht schaffen wir es vor dem 05. Juni noch, vielleicht aber auch erst danach.
Warum ist Berlin der perfekte Ort, um das PEACE x PEACE Festival hier stattfinden zu lassen?
Berlin ist eben nicht nur die hipste westliche Metropole, sondern hier existiert einfach eine ganz besondere Energie. Diese Stadt hat einfach alles, um von hier aus ein Signal in die ganze Welt zu senden. Für mich gab es zu keinem Zeitpunkt die Überlegung, es irgendwo anders machen zu wollen.
War die Waldbühne eure erste Wahl?
Wir denken ja gerne groß. Ursprünglich wollten wir es sogar im Olympiastadion machen, haben uns dann aber anders entschieden. Für ein derartiges Event ist es ganz einfach die geilere Location.
