Mit gerade mal zwei EPs lösten Palace letztes Jahr einen echten Hype aus. BBC, The Guardian und der Rolling Stone überschlugen sich. Nun ist das Album „So Long Forever“ da. Träumerischer Gitarren-Pop inklusive Blues-Referenzen fügt sich darauf mit Sänger Leo Wyndhams gefühlvoll aufbebender Stimme zusammen. „Baby-Mach-Musik“ nennen sie das. Entstanden ist der Liebessoundtrack der vier Londoner in einem Zentrum für Musik und Kunst namens „The Arch“ – irgendwo im tiefsten Tottenham. Alle Zeichen stehen also auf Gefühlsduselei und Entschleunigung. »Stimmt nur zum Teil«, findet Wyndham…
Ein paar schnellere Ausbrecher sind schon drauf, aber ja: Die Songs, die wir von den EPs übernommen haben, sind eher… träge? Stell dir das mal live vor, wenn wir nur die spielen. So muss wenigstens niemand einschlafen. Jetzt nimmt die Platte auf eine Reise durch hell und dunkel mit – meine Ups und Downs.
Von welchen Ups and Downs sprichst du genau?
Eine Person, die mir sehr nahe stand, ist gestorben. Krebs. Deswegen dreht sich alles so sehr um Verlust. Ich war bis zum Ende an seiner Seite. Und dann gab es noch eine Trennung: Meine Langzeitbeziehung brach auseinander und meine Eltern haben sich getrennt. Songwriting als Therapie.
Entstanden sind alle Songs in „The Arch“. Scheint ja – gerade im gentrifizierten London – eine kleine Insel der Kreativität zu sein. Wie kann man sich diesen Ort vorstellen?
Voll! Ich stehe gerade davor. Wenn ich die Straße runter gucke, sehe ich nur Dreck und Scheiße. Total komisch hier – trotzdem wunderschön. An den Wänden ist Graffiti. Wir teilen uns das Gebäude mit fünf anderen Musikern. Du hörst immer überall Musik. Es ist nicht dieses perfekte Studio und vielleicht würdest du lachen, aber wir lieben diesen Ort.
Inwiefern beeinflusst das eure Musik?
Die letzten drei Platten konnten wir so komplett eigenständig aufnehmen – mit kaputtem Equipment. Es war arschkalt, also haben wir zwanzig Jacken angezogen. Das fließt mit in die Musik ein. Andererseits: Wir sind total relaxed hier und können machen, was wir wollen.
Du hast zu Beginn von einer Klangreise gesprochen. Was würdest du sagen: Wo kommt man am Ende raus?
An einem sehr romantischen Ort. Wir haben schon oft gesagt bekommen, unsere Songs seien Musik, zu der man Sex hat. Ich liebe die Vorstellung. Ob das wirklich funktioniert? Wäre komisch, wenn ich mich dabei selber höre. Naja, und dann finde ich die Idee schön, dass unsere Musik hilft, durch harte Zeiten zu gehen.
„So Long Forever" erschien am 4.12. über Caroline (Universal Music).