Mute Netflix Film Science-Fiction
Einsamer Held in düsterem Berlin der Zukunft: Leo (Alexander Skarsgard) Foto © Keith Bernstein / Netflix

„Mute“: Berlin als fieser Zukunfts-Albtraum

Am Freitag ist „Mute“ auf Netflix gestartet. Der Film zeigt Berlin 40 Jahre in der Zukunft. Eine beängstigende Version der Stadt und ein abgefahrener Trip durchs dystopische Berlin – trotz aller Kritik: so hat noch kein Film die Stadt gezeigt. 

Wer wissen will, wie es in der Zukunft aussieht, sieht New York oder L.A.. Hollywood zeigt in seinen Science-Fiction-Filmen stets Städte der Vereinigten Staaten. Wie sieht es aber in Berlin im Jahr 2050 aus? „Mute“ gibt eine skurrile Antwort: Der Noir-Thriller von Duncan Jones („Moon“, „Source Code“) entwirft eine fiese Version der Stadt. Grell, laut, schmutzig. Berlin ist wie riesiger fehlgeleiteter Flipperautomat, eine leuchtende Cyberpunk-Vision aus Neon-Reklame und Sexrobotern.

Sagen Sie jetzt nichts!

Der Name „Mute“ ist Programm. Ein stummer Kellner ist auf der Suche nach seiner großen Liebe, die ist spurlos verschwunden. Alexander Skarsgård spielt Barkeeper Leo, der im Berlin der Zukunft wohnt. Die Stadt ist zu einem düsteren Moloch mutiert – mit atemberaubender Skyline und fliegenden Autos. Das Brandenburger Tor und das ICC stehen quasi als Reste der alten Stadt inmitten einer albtraumhaften Vision ihrer selbst – der Regisseur fügt die bekannten Gebäude gekonnt in seine Zukunftsversion ein.

Regisseur Jones, Sohn vom verstorbenen David Bowie, hat eine Mischung aus „Blade Runner“ und „Casablanca“ geschaffen. Mit Moon und Source Code feierte er große Erfolge, mit „Warcraft“ landete Jones zuletzt einen Flop. An „Mute“ arbeitete er 13 Jahre. Es ist ein Herzensprojekt von ihm.

Lieber Film drehen, als zum Psychiater

Berlin als Schauplatz ist kein Zufall: Sein Vater David Bowie lebte in Berlin, Duncan Jones verbrachte hier einige Jahre seiner Kindheit, die er in dem Film offenbar verarbeitet. Er zeigt Kinder als die Spielbälle von Erwachsenen, die ihnen hilflos ausgeliefert sind.

Die Handlung wirkt anfangs verwirrend. Der stumme aber zu allem entschlossene Barkeeper Leo trifft im Lauf des Films auf zwei gestörte amerikanische Chirurgen – gespielt von Paul „Ant-Man“ Rudd und Justin Theroux – die in ihrem Keller für die Mafia unorthodoxe Behandlungsmethoden anwenden. Natürlich haben sie auch irgendwas mit dem Verschwinden seiner Freundin zu tun.

Kult oder Käse – von allem ein bisschen

Trotz zum Teil verheerender Kritiken ist „Mute“ ein Hingucker – vor allem wegen der visuellen Reize. Wer in Berlin lebt, wird die Kulissen sofort wieder erkennen. Und wer es schafft, die zwei Stunden mit irren Wendungen und grotesken Figuren durchzuhalten, wird am Ende belohnt. Ein verstörender Film, der durch seine Eigenwilligkeit polarisiert – und damit ein gewisses Kultpotential besitzt. Warten wir’s also ab. Blade Runner wurde anfangs auch verrissen – und dann gefeiert.

Foto © Keith Bernstein / Netflix

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