[030] Autor Tobi Kirsch traf DJ und Produzent Mark Reeder zum Interview anlässlich eines Screenings bisher unveröffentlichter Filme aus den Achtzigern, bei dem er anschließend Musik aus dieser Zeit auflegt.
Es ist jetzt ein Jahr nach B-Movie- Lust & Sound vergangen. Wie waren die Monate nach der Premiere bei der Berlinale?
Wir haben nie mit so einem Erfolg gerechnet, der Film lief bis Ende des Jahres kontinuierlich in insgesamt acht Kinos in Berlin, um ein Beispiel zu nennen. Ich bin viel gereist in letzter Zeit, habe den Film u.a. in Tokio repräsentiert und viel aufgelegt. Insgesamt hat es mit dem Film sehr lange gedauert, bis er fertig war, ich habe sehr viel Musik restaurieren müssen. Das war mein ursprünglicher Auftrag und dann bin ich auf einmal zum Protagonisten des Films geworden.
Wenn ich danach frage, was könntest du mit deinen Erfahrungen der heutigen Jugend vermitteln?
Der Film B-Movie beschreibt das unglaubliche Freiheitsgefühl, was wir damals hatten. Kurz gesagt: Man darf alles wagen. Es war diese Einstellung „We don't give a shit“. Als Künstler sollte es in erster Linie zunächst um die gute Idee gehen, nicht darum, Superstar zu werden. Es ist vor allem wichtig, im Kopf eine Freiheit zu entwickeln, dann ist vieles möglich.
Was für Musik spielst du in deinen Sets?
Die Leute erwarten, dass ich diese bestimmte Musik aus den Achtzigern spiele, keinen aktuellen Techno oder so. Ich muss manchmal erklären, dass das Repertoire von damals auch nicht so groß ist, wie manche Veranstalter denken, heutzutage gibt es einfach so viel mehr Musik.
Subkultur Berlin 80 veranstaltest du mit Horst Weidenmüller von K7! Woher kennt ihr euch?
Jackie Edel vom Monopol hat damals Horst gefragt, ob er vielleicht filmen möchte. Horst hat viel im Loft aufgenommen und hat noch sehr viel unveröffentlichtes Material, u.a. vom Kings of Independence- Festival. Wir haben uns damals schon oft gesehen, wenn er mit der Kamera unterwegs war.
Was erwartet uns am Sonnabend im Silent Green?
Wir wollen den Spirit dieser Zeit präsentieren, an diese spannende Zeit erinnern. Neben den Einsürzenden Neubauten und Malaria gab es eine Menge spannender Bands und Künstler, die bei weitem nicht alle erfolgreich wurden. Die Inspiration, die Menschen aus aller Welt aus dieser Zeit beziehen, ist nach wie vor groß. Die Filmaufnahmen werden für diese Leute gezeigt. Letzten Endes kommen ganz viele Menschen und vor allem Künstler nach Berlin, weil sie sich nach dieser Freiheit sehnen. Der Geist von damals lebt in dieser Stadt weiter. Ich bin damals auch aus Manchester hierher geflohen. Ich bin ein kultureller Flüchtling, weil es mir hier besser gefiel. Ich bin bis heute hier.