Die Zweimannband Booka Shade gehören seit Jahren zu den elektronischen Top-Live-Acts. Hierzulande fristeten sie lange ein Nischendasein. Spätestens mit ihrer 2008er Platte „The Sun& The Neon Light“ ändert sich das. Wir sprachen mit Walter Merziger und Arno Kammermeier über deutsche Missgunst, massenkompatible Charterfolge und eine lebhafte Vita in Zeiten des Internets.
Gleich zu Anfang: Im Ausland werdet ihr seit langem gefeiert während ihr hierzulande über Jahre ein eher unscheinbares Musikerdasein fristetet. Hatte ihr Euch bewusst für die internationale Bühne fernab des deutschen Kleinbürgertums entschieden oder hat sich das ergeben?
Arno Kammermeier: Nein, bewusst nicht, aber als wir damals mit unserem Label an den Start gingen, war es einfach so, dass wir relativ schnell in England anerkannt wurden. Und das war für deutsche Musiker wie uns natürlich Klasse, denn eigentlich gehen die Briten ja davon aus, dass sie Pop oder eben moderne Musik im weitesten Sinne erfunden hätten.
Der popkulturelle Ritterschlag.
Walter Merzinger: Ja. Das haben wir dann natürlich auch ausgenutzt, indem wir viel dort gespielt haben. Hinzu kam aber auch, dass das sich unsere erste Platte ganz langsam auf Ibiza zu einem richtigen Clubhit entwickelte. Über diesen Weg kamen dann natürlich auch etliche andere Anfragen. Nur eben nicht aus Deutschland.
Warum hat Deutschland so lange gebraucht euch für sich zu entdecken? Habt ihr eine Erklärung dafür?
Walter Merzinger: Wir hatten in hier einfach lange gar kein richtiges Level erreicht, weil wir ständig unterwegs waren. Und immer wenn du nach Hause kamst von einer langen Tour durch die Welt, konntest du nur die Videos zeigen auf denen die Leute in fernen Landen völlig durchdrehen. Die Menschen hierzulande konnten das gar nicht nachvollziehen, was damals eigentlich bei uns abging. Die meisten Leute, auch innerhalb der elektronischen Szene, hatten daher einfach noch nie irgendetwas von uns gehört.
Culture Beat. No Angels. Das Produzententeam Kammermeier & Merziger war in frühen Frankfurter Tagen aber doch recht umtriebig.
W.M.: Da stoßen wir aber auch gleich auf ein typisch, deutsches Problem. In Amerika sagen die Leute: Was ihr habt den Charthit oder diese oder jene erfolgreiche Gruppe produziert? WOW! Respekt. In Deutschland wird einem da gleich der Strick angelegt und ganz schnell zugezogen.
Nie daran gedacht gewisse Sachen aus dem Bandlebenslauf zu entfernen?
W.M.: Nein, wir waren uns von Anfang an einig darüber, dass wir mit Booka Shade offen und ehrlich zu Werke gehen. Wir haben sogar Hermes House Band produziert. Na und?
A.K.: Natürlich waren wir uns darüber bewusst, das du mit dieser chartorientierten Historie hierzulande ständig konfrontiert werden würdest. Aber es deshalb unter den Tisch kehren? In Zeiten des Internets kommt doch sowieso alles wieder hoch. Das kann man gar nicht verhindern. Dann schon lieber dazu stehen. Und in gewisser Weise sind wir ja auch stolz darauf.