Fritz Kalkbrenner, Grand Départ, neues Album, Interview, 030, Magazin, Musik, Techno

Fritz Kalkbrenner ist einer der erfolgreichsten elektronischen Musiker Deutschlands. Nach „Ways Over Water" ist er jetzt mit seinem vierten Album zurück – und wie immer gilt: Bumm-Bumm-Techno? Nein, danke.

Snare und Hi-Hat kreiseln entspannt um Funk-Gitarre und Soul-Stimme, druckvolle Bässe treffen auf leichte Melodien. Dass immer mehr Charts-Acts mit solchem Setting näher an ihn heranrücken, passt dem Berliner – man ahnt es –  gar nicht. Beim Interview im Suol-Studio spricht Kalkbrenner über „Grand Départ“, neue Unschärfe und EDM-Leute.

Nett hier. Arbeitest du immer in diesem Studio?

Nicht immer, aber immer öfter. Das ist der letzte Anlaufpunkt im Prozess. Das letzte Drittel wird hier gemacht.

Grand Départ" – was hat der Starttag der Tour de France mit deinem Album zu tun?

Das ist ein Begriff aus der Fahrradfahrer-Sprache. Das heißt bei denen so. Fertig, zack. Ein Album ist immer ein Neustart. Bei mir kommt keine Routine auf, auch wenn bestimmte Griffe bekannt sind. Natürlich war der Prozess eine Reise: Aus dem Nebulösen ins Konkrete. Die Skizzen, die sich zum Weitermachen prädestiniert haben, hatten alle diese grundlegende Stimmung.

Was für eine Stimmung?

Ein bisschen wie französische Filme aus den 70ern – mit gelber Tapete und Aschenbechern. Die hat man immer so mitbekommen. Im Osten waren die erlaubt. So ein paar Belmondos und so was. Die haben eine spezielle Bildsprache, die mich umfangen hat.

Auffällig ist, dass die Vocallastigkeit bei jedem Album zunimmt.

Das kommt mit der Zeit, weil ich Spaß daran habe. Man lehnt sich damit ein bisschen raus.

Du hast schon öfter in Interviews angedeutet, dass du mit den aktuelle Tendenzen der elektronischen Musik unzufrieden bist…

Ja, darf man ja sagen.

Darf man sagen, ich möchte aber wissen, womit genau?

Wenn man skizziert, was ich mache, dann liege ich im Bereich 4/4-Takt unter Verwendung von Studiomusikern. Sie man daneben, was gerade in den Charts kommt, sieht das erst mal gleich aus – ist es aber nicht.

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Manchmal auch umfangen von gelbem Laub. © David Rasche

Warum?

Weil da einfach nur ein Dur-Akkord und ein unmotiviertes Drumming durchgeprügelt werden. Das ist wie ein Hämmern. Das macht doch Kopfschmerzen. So was mache ich nicht. Diese EDM-Leute rücken an mich heran, obwohl ich an meinem Fleck bleibe. Das finde ich Scheiße. Das bringt mich dazu, neue Unschärfe reinzubringen.

Wie hebt sich „Grand Départ“ ab?

Mit schrägerem Drumming. Damit man mehr gefordert wird beim Zuhören. Mit Sachen, in die man Eintauchen kann. Das ist ausufernder. Soll nicht heißen, dass meine Sachen keinen Bumms mehr haben. Wie der Rezipient das aber dann wirklich hört, ist mir latte. Da will ich nix vorgeben.

Fritz Kalkbrenner – „Grand Depart" erscheint am 14.Oktober über Suol/BMG (Warner).

Fotos: David Rasche