Sam Shepherd, besser bekannt als Floating Points, ist ein Produzent, der sich nicht gerne wiederholt. Sein neues Album „Cascade“ ist keine Abkehr, sondern ein Umweg. Nach seinem gefeierten Werk Promises (2021), einer Zusammenarbeit mit Pharoah Sanders und dem London Symphony Orchestra, und der Vertonung von Mere Mortals für das San Francisco Ballet, kehrt er jetzt zurück zu den Wurzeln: elektronische Musik, die sich mit dem Club vereint.
Vom Ballettsaal zurück auf den Dancefloor
Die Arbeit an Mere Mortals, einer Ballettmusik über Pandora und Technologie, führte Shepherd 2022 in die kalifornische Wüste. Tagsüber schrieb er Partituren für Tänzer*innen, doch nachts zog es ihn zurück zu den pulsierenden Beats und der Energie des Clublebens. Das Ergebnis ist „Cascade“, ein Album, das seine klassische Experimentierfreude mit der physischen Direktheit elektronischer Musik vereint.
Die Balance zwischen Welten
Floating Points war nie nur einer Szene verpflichtet. Er pendelt mühelos zwischen orchestraler Tiefe und clubtauglichen Tracks, und genau diese Spannung macht ihn aus. „Cascade“ knüpft an diese Tradition an: Es ist keine nostalgische Rückkehr, sondern eher eine Neuverhandlung dessen, was elektronische Musik sein kann, wenn sie von einem Komponisten kommt, der gleichzeitig Klassik, Jazz und Techno atmet.
Ein Album für die Nacht
Wer auf verschachtelte Modularsynthesizer oder luftige Soundscapes hofft, wird überrascht. Hier geht es um direkte Energie, um den Moment, wenn der Beat im Club das Denken übertönt. Aber auch um die Fragilität, die Floating Points immer wieder in seine Musik einwebt – eine Erinnerung daran, dass Tanzmusik auch introspektiv sein kann. Mit „Cascade“ schafft Sam Shepherd eine Brücke: von der Bühne zurück auf die Tanzfläche, von der Wüste zurück in die Nacht. Es ist nicht der große Neuanfang, den man nach seinen letzten Projekten erwarten könnte, sondern eine stille, pulsierende Hommage an die Nächte, die uns zusammenbringen.