Nach Angelina Jolie schlüpft nun die Schwedin Alicia Vikander in die Rolle der Computerspielheldin Lara Croft, die sich als eine Art weiblicher Indiana Jones weltweit großer Beliebtheit erfreut. Roar Uthaugs „Tomb Raider“ ist ein formelhaftes Actionabenteuer ohne große Ansprüche, bietet aber dennoch zwei Stunden annehmbare Popcorn-Unterhaltung.
Obwohl ihr Vater Richard (Dominic West) bereits vor sieben Jahren spurlos verschwand, will Lara Croft (Alicia Vikander) nicht glauben, dass er wirklich tot ist. Aus diesem Grund hat sie sich bislang geweigert, ihr Erbe anzutreten und das Firmenimperium des Vermissten zu übernehmen. Von jetzt auf gleich könnte sie es sich auf dem herrschaftlichen Familienanwesen bequem machen. Die unter chronischem Geldmangel leidende Lara zieht jedoch ein bescheidenes Leben im Osten Londons vor, wo sie sich als Fahrradkurierin verdingt. Eines Tages lässt sie sich dennoch überreden, das Ableben ihres Vaters offiziell zu bestätigen, und erhält bei dieser Gelegenheit von einem seiner Vertrauten ein seltsames Artefakt, das einen Schlüssel und eine geheime Botschaft beinhaltet. Nur wenig später steht die neugierig gewordene junge Frau in Richards verstecktem Arbeitszimmer, in dem sie ein eindringliches Video und Hinweise auf seinen letzten Aufenthaltsort entdeckt. Offenbar brach der leidenschaftliche Abenteurer einst zu der sagenumwobenen Insel Yamatai auf, um das Grab der Königin Himiko zu finden und die Menschheit vor einer großen Gefahr zu bewahren. Wild entschlossen, das Schicksal ihres Vaters näher zu ergründen, verschlägt es Lara nach Hongkong, wo sie den abgebrannten Schiffskapitän Lu Ren (sträflich unterfordert: Daniel Wu) dazu bewegen kann, sie auf das besagte, im Teufelsmeer gelegene Eiland zu bringen.
Auch der Neustart des Lara-Croft-Universums, der auf dem 2013 erfolgten Reboot der Computerspielreihe basiert, reißt inhaltlich keine Bäume aus. Ähnlich wie in den beiden Abenteuerstreifen mit Angelina Jolie, die 2001 und 2003 das Licht der Welt erblickten, erwartet den Zuschauer ein schlicht konstruierter Schatzsucher-Plot mit mechanischen emotionalen Zwischentönen und wenig facettenreichen Figuren. Enttäuschend ist vor allem, wie blass Laras Gegenspieler Mathias Vogel (Walton Goggins) bleibt und wie schwer sich die Macher damit tun, die in den Dialogen immer wieder bekräftigte Intelligenz ihrer Protagonistin überzeugend zu vermitteln. Als echter Segen erweist sich hingegen die enorme Intensität, mit der Alicia Vikander ihre körperlich herausfordernde Rolle angeht. Schon in den ersten Szenen zeichnet die schwedische Oscar-Preisträgerin das Bild einer athletischen, impulsiven jungen Frau und bereitet so den Boden für die Wandlung zu einer kämpferischen und wagemutigen Glücksritterin. Vergleicht man den neuen „Tomb Raider“ mit den Jolie-Filmen, sticht außerdem positiv ins Auge, dass Lara Croft nicht mehr als grotesk überzeichnetes, knappe Hosen tragendes Pin-up-Girl daherkommt. In Vikanders Darstellung versprüht die angehende Grabjägerin stattdessen eine Natürlichkeit, die man nur begrüßen kann.
Dass er den Zuschauer mit seiner Inszenierung mitzureißen versteht, beweist der erstmals für eine große Hollywood-Produktion verantwortliche Norweger Roar Uthaug („The Wave – Die Todeswelle“) bereits bei einem Fahrradrennen durch die Straßen Londons, das einige schwindelerregende Perspektiven zu bieten hat. Auch im weiteren Verlauf präsentiert das hochtourige Mystery-Spektakel einige ordentliche Actionszenen. Hier und da hätte man sich allerdings gewünscht, dass der Einsatz digitaler Mittel weniger offensichtlich wäre. Auch wenn „Tomb Raider“ so manche Schwäche mit sich herumschleppt, dürfte die Auffrischung Fans des Abenteuergenres leidlich unterhalten. Wer nicht viel denken will und keine clever eingefädelte Geschichte erwartet, wird sehr wahrscheinlich halbwegs zufrieden aus dem Kino kommen.
Tomb Raider
Länge: 118 Min.
Regie: Roar Uthaug
Darsteller:
Alicia Vikander, Dominic West, Walton Goggins, Daniel Wu,
Kristin Scott Thomas, Derek Jacobi
Kinostart: 15.3.2018
Fotocredits: Warner Bros.