Jetzt war es also soweit. Am Dienstag sollte um 11 Uhr der auf 500 Stück limitierte Sneaker von adidas erscheinen, der für eine Kampagne der BVG angefertigt worden war. Der Preis pro Stück lag bei 180 Euro. Der Clou: Im Schuh ist eine Jahreskarte für alle BVG-eigenen Fahrzeuge enthalten. Sorry S-Bahn-Fahrer. Der Hype war dementsprechend groß, schon am Wochenende campten die ersten Leute vor den zwei Läden, in denen der Schuh verkauft wurde. Wir waren beim adidas Originals Store in der Münzstraße vor Ort und haben das Treiben beobachtet.
Eine halbe Stunde vor dem Start um 11 Uhr ist der Gehweg vor dem Haupteingang in beide Richtungen komplett verstopft. Die Menschen frieren, die Berliner Verkehrsbetriebe helfen mit Kaffee aus. Kaum jemand hier ist sich sicher, dass er oder sie tatsächlich ein Paar Schuhe ergattern kann, viele wollen es aber einfach mal versuchen. Pünktlich um 11 traut sich dann ein adidas-Mitarbeiter vor die Ladentür und dämpft die Hoffnungen der Wartenden. Es gebe eine Liste für alle Leute, die seit dem Wochenende hier seien. Leute ohne Listenplatz hätten keine Chance auf den begehrten Schuh. Natürlich gefällt das den Menschen, die teilweise viele Stunden in der Kälte stehen, nicht. Stimmen werden laut, die fordern, dass ein Release um 11 Uhr ohne eine Liste durchgeführt werden solle. Erwartungsgemäß bringt der Protest allerdings wenig und auch eine improvisierte neue Liste auf einem Schreibblock bringt da keine Besserung.
Schließlich rückt noch die Polizei an, da die Gehwege weiterhin komplett voll sind und Passanten kaum durchkommen. Nach und nach zieht der Großteil der Wartenden vor dem Haupteingang, alle mit enttäuschten und durchgefrorenen Gesichtern, ab. Im Innenhof dagegen steigt die Spannung, denn hier findet sich der Großteil der Menschen ein, die auf der Liste vermerkt sind. Unterstützung bekommen sie aus den umliegenden Büroräumen, aus denen Regenschrime oder auch mal Knoppers an die Menge verteilt werden. Trotz der ruhigeren Lage auf der Straße, geht es immer noch nicht los, es ist breits eine Dreiviertelstunde vergangen, seitdem ursprünglich geöffnet werden sollte. Etwas später gerät dann aber Bewegung in die ganze Sache. Die Tür im Hinterhof wird geöffnet und Mitarbeiter von adidas erklären, dass alle ganz gesittet ablaufen soll und daher eine Person nach der anderen in den Store gelassen wird, damit es nicht zu voll wird. Und während von hinten immer wieder einige wenige Personen den Laden bertreten dürfen und sich ihr limitiertes Modell abholen, stehen vor dem Haupteingang enttäutschte Sneakersammler. Sie drücken sich die Nasen an der Fensterscheibe platt, während sie zusehen müssen, wie der BVG-Schuh nach und nach ausverkauft wird.
Die Glücklichen, die ihren Listenplatz verteidigen konnten, spazieren größtenteils schnell aus dem Laden und verdrücken sich. Das lange Warten hat mürbe gemacht, nach der Belohnung geht es schnell ins Warme. Ein paar wenige bleiben im Hinterhof und erklären ihre Faszination an den Schuhen. Viele wollen ihn direkt wieder verkaufen, „locker sechs- bis siebenhunder Euro kann ich damit noch rausholen“, andere wollen ihn für das intergrierte Jahresticket behalten. Am Ende lässt sich festhalten, dass der Marketing-Move der BVG mit Sicherheit ziemlich eingeschlagen ist. Der Hype war groß, einige hundert Menschen sind vor den Läden aufgetaucht. Der Großteil davon musste ohne Schuh gehen. Diejenigen, die ihn aber bekommen haben, werden entweder Geld machen oder aber einen äußerst seltenen Sneaker in ihre Sammlung stellen können. Und die BVG bekommt dabei die große Aufmerksamkeit, die sie mit der Kampagne erreichen wollte.
Impressionen von der Schuhausgabe bei Overkill in Kreuzberg findet ihr hier.