Niklas Worgt und Eva Padberg alias Dapayk & Padberg haben im letzten Frühling ihr neues Album aufgenommen – in der brandenburgischen Provinz. [030] erzählen sie, wie die Umgebung „Habour“ beeinflusst hat und warum sie sich endlich wieder auf Tour trauen.

Wenn man an die Uckermark denkt, denkt man eher nicht an elektronische Musik.

Niklas: Wir waren im Frühjahr da und das klingt jetzt vielleicht esoterisch, aber da bekommt man das Erwachen der Natur mit …

Eva: … viel mehr als in der Stadt. Das hat uns immer ein wenig gefehlt.

Niklas: Wir sind Landeier, wir kommen aus einer Kleinstadt und sind nun seit 13 Jahren in Berlin. Irgendwann kriegst du hier mit, dass der Friedrichshain grün wird – und nach einer Woche ist er wieder braun. Das ist ist da oben viel intensiver. Vormittags haben wir was im Garten gemacht und danach konnten wir am Album bauen.

Wie hat sich denn die Uckermark ausgewirkt?

Eva: Der letzte Track „The Field“ zum Beispiel, fängt mit einem ganz lauten Vogelgezwitscher an. Wir hatten die Schlafzimmerfenster auf und sind wach geworden, weil die so extrem laut waren. Das habe ich noch nie erlebt. Die Vögel waren so ekstatisch. Niklas hat das sofort aufgenommen.

Niklas: Jetzt im Winter ist es da totenstill. Keine Blätter, keine Geräusche, vielleicht der Wind, der ums Haus weht – und dann merkt man, wie alles erwacht! Die ersten Blätter kommen und der erste Frühlingsregen fällt… das ist ein ganz anderes Rauschen, eines, das du in der Großstadt nicht mitbekommst. Aus diesem Erwachen kam das Album.

So lange wir Ihr Euch kennt und zusammen seid, stelle ich mir die Arbeit sehr einfach vor.

Eva: Da bist Du einer der Wenigen, der das sagt! Viele Leute fragen: „Funktioniert das denn?“ Ich glaube, der Großteil geht davon aus, dass man sich tierisch auf die Nerven geht. Klar wird diskutiert, aber man weiß, was dem anderen gefällt und wie man Sachen ansprechen kann. Man wartet auch ab. Wenn ich schreibe, lässt mich Niklas in Ruhe, und wenn er dran ist, spreche ich ihn auch nicht an. Er erschrickt sich ja auch, wenn ich hinter ihm stehe. (lacht)

Ihr habt eine Tour-Pause gemacht – auch, weil nur Leute kamen, um Eva zu sehen und weniger wegen der Musik.

Eva: Ja, das war vor einigen Jahren so, zum zweiten Album. Das gibt es natürlich noch, klar, aber wir haben nicht das Gefühl, dass das der Hauptgrund ist.

Niklas: Die Szene hat sich geändert. Damals wurde strickt getrennt, was Underground und was Techno und elektronische Musik sein müssen. Sobald du etwas „Prominentes“ hattest, musste es automatisch scheiße sein. Wenn du Leute gezogen hast, die mehr zum Gucken als für die Musik kamen, warst du als Act nicht geil.

Und heute?

Niklas: Durch Social Media hat sich alles verwaschen. Früher hattest du einen Namen, aber wusstest nicht, wie der Typ aussieht. Jetzt muss jeder seine drei Selfies die Woche abliefern, um zu existieren. Die Leute haben einen anderen Umgang mit „Personen“. Charaktere sind jetzt wichtig. Leider manchmal wichtiger als die Musik. Aber deswegen können wir jetzt recht entspannt auf die Bühne gehen.

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Niklas Worgt und Eva Padberg waren schon ein Paar, bevor ihre Karrieren anfingen. Aufgewachsen sind sie in Bad Frankenhausen in Thüringen. Während aus Eva ein weltberühmtes Model wurde, entwickelte sich Niklas unter dem Namen Dapayk zum gefragten Minimal Techno-Frickler. Zusammen haben sie als Dapayk & Padberg sechs Alben veröffentlicht.

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Interview: Christian K.L. Fischer