Berlin hat ein Problem, das sich nicht so einfach mit ein paar Bußgeldern und erhobenem Zeigefinger lösen lässt: Illegale Spielhallen und versteckte Wettbüros boomen, während der Staat versucht, dem Katz-und-Maus-Spiel mit neuen Mitteln beizukommen.
Jetzt soll eine spezialisierte Taskforce aufräumen, das Glücksspiel-Milieu aufmischen und vor allem eins sicherstellen: Dass das große Geld nicht mehr in dunklen Hinterzimmern landet. Aber kann das funktionieren?
Das steckt hinter der Berliner Taskforce
gegen illegales Glücksspiel
Die Lösung für das Glücksspielproblem kommt mit einem sperrigen Namen daher: OK BeGe. Es ist eine Kooperationsplattform zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität mit Fokus auf gewinnabschöpfungsrelevante Kriminalität im Berliner Gewerbe.
Hinter diesem Wortungetüm steckt ein ziemlich cleveres Konzept. Denn statt sich weiter damit abzufinden, dass illegale Spielhöllen nach jeder Razzia einfach woanders wieder auftauchen, geht die Politik in Berlin nun einen anderen Weg.
Bisher liefen solche Einsätze nach demselben Schema ab: Kontrolle, Bußgeld, Beschlagnahmung von ein paar Automaten – das war’s. Die Betreiber zahlten die Strafen aus der Portokasse und machten weiter.
Jetzt greift der Staat dort an, wo es richtig weh tut: beim Geld. Mit der neuen Strategie wird nicht mehr nur der Reingewinn kassiert, sondern die gesamten illegalen Einnahmen. Das bedeutet, dass auch Betriebskosten keine Rolle mehr spielen. Wer mit unerlaubtem Glücksspiel Geld verdient, verliert alles – ein Konzept, das die Szene ernsthaft ins Schwitzen bringt.
Erste Ergebnisse gibt es bereits. In fünf Fällen wurden insgesamt 171.000 Euro eingezogen und das ist erst der Anfang. Behörden, Finanzämter, Polizei und Staatsanwaltschaft ziehen nun gemeinsam an einem Strang und setzen gezielt auf Vermögensabschöpfung. Die Botschaft ist klar: Illegal spielen lohnt sich nicht mehr.
Von Netto zu Brutto: Wie sich die Strafverfolgung verändert hat
Lange Zeit war das Berliner Glücksspielproblem ein offenes Geheimnis. Jeder wusste, dass es illegale Wettbüros und Spielautomaten in Hinterzimmern gab, aber wirklich etwas dagegen zu unternehmen war schwierig.
Die Betreiber zahlten einfach eine Strafe, die sich nur auf den Nettogewinn bezog – also auf das, was nach Abzug aller Kosten übrig blieb. Eine äußerst großzügige Regelung, wenn man bedenkt, dass sich so ein illegaler Automat locker mehrere tausend Euro im Monat einspielen kann.
Jetzt hat sich das Blatt gewendet. Die Behörden dürfen sich nicht mehr nur das nehmen, was nach Abzug von Miete, Strom und „Betriebsausgaben“ übrig bleibt. Stattdessen wird das komplette Einkommen aus illegalem Glücksspiel einkassiert. Wer 100.000 Euro durch unerlaubte Automaten verdient, verliert jetzt nicht nur 10.000 Euro an Strafen, sondern die gesamten 100.000.
Dieses neue Vorgehen hat eine drastische Abschreckungswirkung. Das Geschäftsmodell, das bisher so lukrativ war, gerät ins Wanken. Erste Betreiber werfen bereits das Handtuch, weil sie merken, dass sie am Ende nicht nur leer ausgehen, sondern auch noch auf ihren Schulden sitzen bleiben.

Warum der Kampf gegen illegale Spielhallen und Wettbüros so schwierig ist
Doch die Sache ist komplizierter, als sie auf den ersten Blick scheint. Wer denkt, dass nach ein paar Kontrollen plötzlich alle illegalen Wettbüros dichtmachen, unterschätzt das Geschäftsmodell dahinter. Denn hier geht es nicht nur um ein paar Spielautomaten in dunklen Ecken, sondern um ein System, das tief in die organisierte Kriminalität verstrickt ist.
Die Betreiber sind oft nur Strohmänner. Wer nach einer Razzia zur Verantwortung gezogen wird, ist selten der eigentliche Drahtzieher. Kaum ist eine Spielhalle geschlossen, öffnet sie unter anderem Namen an einem anderen Ort wieder. Oft sind es kleine Läden, die nach außen wie harmlose Cafés wirken, in Wirklichkeit aber geheime Glücksspielräume im Hinterzimmer betreiben.
Berlin setzt deshalb auf eine härtere Gangart. Behörden setzen verstärkt auf verdeckte Ermittlungen, digitale Überwachung und Finanzkontrollen, um die Hintermänner ausfindig zu machen. Dass illegales Glücksspiel nicht nur ein „harmloses Vergehen“ ist, zeigt der enge Zusammenhang mit anderen Straftaten. Schutzgeld, Drogenhandel und Geldwäsche gehen oft Hand in Hand mit den illegalen Spielstätten. Wer hier eingreift, legt sich mit der gesamten Szene an.
Lösen mehr Steuern auf legales Glücksspiel das Problem?
Während Berlin das illegale Glücksspiel bekämpft, bekommen auch legale Anbieter neuen Gegenwind – und zwar aus dem Internet. Es gibt mittlerweile zahlreiche Online-Plattformen, auf denen Spieler bequem von zuhause aus ihr Glück versuchen können. Die Betreiber im Internet haben geringere Fixkosten und können daher diese Ersparnis in Form von besseren Auszahlungsquoten oder einem Bonus im Online Casino an die Spieler zurückgeben.
Darüber hinaus sorgt die Erhöhung der Vergnügungssteuer für Aufregung. Seit 2025 müssen Betreiber von Geldspielautomaten statt 20 nun 25 Prozent abführen. Das bringt der Stadt zwar geschätzte 9 Millionen Euro zusätzlich in die Kasse, könnte aber einen Nebeneffekt haben, den keiner will – den legalen Markt in die Knie zwingen.
Spielhallenbetreiber warnen bereits, dass die höheren Abgaben sie wirtschaftlich ruinieren könnten. Sie müssen sich an strenge Vorgaben halten – Abstandsregelungen, maximal zwei Automaten pro Standort, umfangreiche Kontrollen. Illegale Anbieter ignorieren all das und haben dadurch deutlich geringere Kosten. Die Sorge wächst, dass Spieler und Betreiber dadurch erst recht in den Untergrund abwandern.
Betreibern und Spielern illegaler Glücksspiele drohen Strafen
Nicht nur die Veranstalter illegaler Glücksspiele haben ein Problem. Auch die Spieler selbst stehen mittlerweile im Visier der Behörden. Wer an unerlaubtem Glücksspiel teilnimmt, begeht eine Straftat.
Die Konsequenzen: Für Veranstalter drohen bis zu zwei Jahre Freiheitsstrafe oder hohe Geldstrafen. Für Spieler sind es zwar meist „nur“ Geldstrafen, aber in schweren Fällen kann auch eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten verhängt werden.
Das Problem für die Teilnehmer: Gewinne aus illegalem Glücksspiel sind nicht einklagbar. Wer betrogen wird, hat Pech gehabt. Viele dieser Plattformen haben ihren Sitz im Ausland, oft auf kleinen Inselstaaten, wo Rückforderungen aussichtslos sind.
Die Berliner Taskforce ist kein automatischer Durchbruch im Kampf gegen illegales Glücksspiel
Es tut sich etwas in Berlin. Die ersten eingezogenen Gelder zeigen, dass das neue Modell funktioniert. Illegale Betreiber merken, dass das Geschäft riskanter wird, während die Behörden endlich über effektive Werkzeuge verfügen.
Ob das Problem langfristig gelöst wird, bleibt offen. Die Glücksspielszene ist anpassungsfähig. Während die Stadt das eine Schlupfloch schließt, könnte sich das Geschäft noch stärker ins Digitale verlagern. Auch ist unklar, ob die Berliner Ressourcen ausreichen, um das Konzept dauerhaft durchzusetzen.
Dennoch: Die neue Strategie hat das Potenzial, das illegale Glücksspielgeschäft empfindlich zu treffen. Es ist ein harter Schlag gegen jene, die sich auf Kosten anderer bereichern. Wenn Berlin den Kurs hält, könnte das Modell auch für andere Städte zur Blaupause werden.