TeBe, Tennis Borussia, 030, Berlin

Fußball-Fan-Doku: God Save TeBe

God Save TeBe. Zwei Fans von Tennis Borussia Berlin, kurz TeBe genannt, haben eine Doku über ihren Herzensverein gedreht, in der Menschen aus dem Verein und seinem Umfeld über ihre Beziehung zu diesem erzählen. Und liefern damit ein Stück Zeitgeschichte ab.

"Dass die einen mit einbeziehen, was die gar nicht müssen. Dass die sich einen Bayern suchen, der bei TeBe das Bier ausschenkt. Und darüber fühl ich mich geehrt." Es ist ein großer Moment des Films, wenn der "Biber", gefragt danach was ihm an den Fans von Tennis Borussia so gefällt, dies antwortet. Der "Biber", ein aus Bayern stammender, uriger Wirt, der in einer kleinen Gartenlaube im Fanblock des Mommsenstadions während der Spiele von TeBe Bier zapft ist einer von 17 Menschen, der in der Dokumentation von Johannes Blankenstein und Christian Heine über ihre Beziehung zum lila-weißen Verein erzählen. Da ist Alexander Rudolph, der in der Rückschau auf sein mittlerweile 43 Jahre andauerndes Fandasein glattweg die Vereinsgeschichte dieses Zeitraum einwebt.

TeBe, Tennis Borussia, 030, Berlin
Traineransprache beim Mannschaftstraining.

Oder Steven Scholz, der ein wenig aufgeregt davon berichtet, dass er sein ganzes Leben lang Fan war und per Zufall Zeugwart bei seinem Herzensverein werden konnte. Auch die Fans Nils und Bartosz kommen zu Wort, berichten, wie sie durch Zufall zu TeBe kamen, aber fortan immer wieder dabei sein wollten. Und beide mittlerweile aktive Fans sind, sich engagieren, im Verein mitarbeiten. Sie sagen, dass es für sie die wohl wichtigste Voraussetzung ist, dass in Verein und Fankurve nicht nur alle zusammenarbeiten, sondern auch in grundlegenden Fragen auf einer Linie sind, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, es andernorts aber viel zu selten sind: Stellung zu beziehen, etwa gegen Rassismus und Homophobie. Die Fans waren und sind immer etwas anders, als bei anderen Berliner Vereinen – diese Botschaft klingt in fast allen Berichten durch. Als Florian von der Band "Das Flug" den Vergleich zu St. Pauli ziehen will, wird er von Bandkollege Endi abgewatscht. Nein, St. Pauli ist man nicht. Das hier ist Berlin, sechste Liga.

Mommsenstadion_1
Blauer Himmel. Spiel mit Licht und Schatten.

Die Filmemacher Blankenstein und Heine haben die Akteure des Films im Laufe der vergangenen Saison interviewt, an deren Ende TeBes Aufstieg in die Oberliga stand. Alle 17 kommen unkommentiert zu Wort, und setzten ihren Schwerpunkt selbst: Ob Fans, Stadion, Verein, gesellschaftliches Engagement oder der eigene Bezug zum Ganzen. Bis auf wenige Momente, besteht der Film nur aus den Monologen der Protagonisten. Durch die gute Auswahl der Akteure kommt Langeweile aber nicht auf. Zwei Stunden abwechslungsreicher Dokumentarfilm und Zeitdokument sind entstanden. Von Fans für Fans, wie die beiden Macher sagen. Sie wollen Menschen mit ihrer Liebe zu Tennis Borussia anstecken, daher wird der über Crowdfunding finanzierte Film demnächst kostenlos online verfügbar sein. Dass es diese Liebe war, die sie antrieb, den Film zu machen, ist deutlich spürbar. Ein Stückweit feiern sie mit diesem Film Verein und Fanszene – und damit auch sich selbst.  Aber: Warum denn auch nicht. God Save TeBe. 

God Save TeBe – Die Dokumentation über Tennis Borussia 
Ab April kostenlos online und ab Mitte Februar auf DVD: 
www.facebook.com/GodSaveTeBe

Text: Johannes Brattke

1 Comment Leave a Reply

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Werbung

Tianzhuo Chen
Vorheriger Artikel

Ausstellung: Seismographic Sounds – Visions of a New World

Jon McClure, Revered & The Makers, Mirrors, 030, Berlin, Kulturschaffen, Steffen Rudnik, Columbia Halle, Musik, live, Indie
Nächster Artikel

John McClure: Warum Indie tot ist?

Gehe zuOben