Surf Punk, ein bisschen Psych Rock und traditioneller melismatischer Gesang, all das vereint Gaye Su Akyol. Die 33-jährige Musikerin und Künstlerin gilt als eine der spannensten Stimmen der Istanbuler Musikszene. Sie ist nicht weniger als das Aushängeschild einer jungen unangepassten Avantgarde, die seit eingien Jahren der Stadt zwischen den Kontinenten erwächst – trotz oder gerade wegen aller politischer Repression.
Akyols musikalische Wurzeln liegen jedoch weit jenseits des Bospurus, in Anatolien. Ihre Eltern haben viel türkische Folkmusik gehört und türkische Klassik. Musik, die sie als Kind schon mochte. Ein Paar Jahre später hört sie dann zum ersten Mal beim großen Bruder Nirvana und kalifornischer Surfrock und ist baff. Später kommen Sonic Youth, Joy Division, Jefferson Airplane hinzu. Heute findet in ihrer Musik all das zusammen. Auf ihrem neuen Album“İstikrarlıHayal Hakikattir” stehen Balladen warm, süß und dick wie Shishadampf neben kraftvollem anatolischem Surf-Punk. Elektronik vermischt sich mit Percussion, Wah-Wah und Distortion-Gitarren á la Mazhar ve Fuat, Özdemir Erdoğan, türkischem Funk und 70er Psych-Rock. Ihre ganze Kraft entfaltet ihre Musik nicht im Wohnzimmer, sondern auf der Bühne. Wie auch gestern beim Konzert in einem prall-vollem Yaam in Berlin. Ein Konzert, das bleibenden Eindruck hinterlässt und – dank Akyols gekonntem Spiel mit orientalischen Klischees, dem ekstatischen Spiel und den auffälligen Kostümen der Band – auch visuell zum Spektakel wird.
Foto: © Christopher Ratter