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© Peter Kaaden / Vertigo Berlin

Milliarden: »Wir wollen morden und ficken!«

Freiheit? Eine Hure. Punk und Major-Label? Why not. Und dann bitte Kokain und Himbeereis. Das Berliner Rock-Pop-Duo Milliarden mag es auf seinem Debüt „Betrüger“ gerne unangepasst. Warum die beiden auf den Kuschel-Modus pfeifen, verraten sie im Interview. Ach ja, und dann wäre da noch die Sache mir dem Morden und Ficken..

Jungs, ich habe Eure Platte in die Hände bekommen und…

Johannes: …ehrlich gesagt, finde ich sie scheiße. (lacht)

…mich gefragt, was es mit dem Cover auf sich hat. Erst mal musste ich mich über zwei Büsten unter einer Vagina wundern.

Johannes: Wir wollen morden und ficken!

Ben: Ich kann nur sagen: Da sind zwei Büsten, das Album heißt Betrüger und dann sieht man die Beine einer Frau.

Dann erklärt mir stattdessen mal, was Euch zu Betrügern macht?

Ben: Es gibt dieses ambivalente Verhältnis von sich und der Welt: Man kann sich in seiner eigenen Projektion aufhalten oder in der anderen Wirklichkeit. Es gibt aber nichts Wahreres oder Unwahreres an einer von ihnen. »Ich bin Betrüger, ich schreib mir die Welt einfach um« – um zu leben und zu verstehen.

 

 

Ein Schnauzbart kommt selten allein: Milliarden im Interview.

Ein Schnauzbart kommt selten allein: Milliarden im Interview[/caption]

Ihr steht offenbar auf Ambivalenzen. In „Blitzkrieg Ballkleid" trifft die Kinderleiche auf das Unicorn. Reine Provokation oder was hat es damit auf sich?

Ben: Naja, sieh es mal so: Wir sitzen hier mit schönen Menschen und Kindern, die Maiskolben essen. Wir könnten uns aber auch mit dem Horror abfüllen, der existiert. Die Gegensätze sind die wirkliche Welt.

Dennoch spielt das bewusste Anecken scheinbar eine große Rolle bei Euch – immerhin beschreibt Ihr Eure Musik als »Gegenentwurf zu Lebensentwürfen«.

Ben: Weil wir uns gegen ein regelmäßiges Einkommen entschieden haben, um uns mit der Musik zu verwirklichen. In Berlin entscheiden sich doch alle aus Romantik heraus, etwas zu leben, was nichts mit Sicherheit zu tun hat.

Grundsätzlich ist es ein Luxus, sich für oder gegen Sicherheit entscheiden zu können. Würdet Ihr sagen, Ihr seid privilegiert aufgewachsen?

Johannes: Na klar, wir kommen aus der Komsumwelt, in der man alles hat. Als Kind hat man mitgekriegt, was Sicherheit bedeutet: arbeiten gehen und den Rest des Tages frei haben, ein Haus bauen, Kinder kriegen. Das ist das Muster. Irgendwann entscheidet man sich für oder gegen diesen Weg.

Ben: Das mit dem Geld war in meinem Haushalt nicht immer easy. Trotzdem bin ich in einer relativ sicheren Welt aufgewachsen. Wir schreiben von genau diesen Sachen – in überhöhten Bildern. Und unseren Lebensentwurf kultivieren wir mit uns selber.

Johannes: Erst mal gucken, ob es klappt, mann. (lacht)

Ben: Ob das gut oder scheiße ist, müssen andere entscheiden.

 

Immerhin zelebrieren Euch selbst Klatsch und Tratsch-Seiten. Seht Ihr ein solches Lob im Widerspruch zu Eurer Punk-Attitüde?

Ben: Nein, das finde ich eher interessant. Ich kann das mit Humor nehmen.

Auffällig ist, dass ihr kein Problem mit pathetischen Pop-Ausflügen habt. Und dann kommt ein Song wie „Katy Perry“ plötzlich als Pop-Kritik daher. Was denn nun?

Johannes: Natürlich sind wir im Pop verwurzelt. Man wird mit Pop groß und entscheidet sich dann, ob man dabei bleibt oder sich selber eine Gitarre nimmt und damit umgeht.

Ben: Naja Jojo, du hattest ’ne Blockflöte, ich hab die Gitarre gekauft. Aber wer will sich denn vom Pop freimachen? Madonna, Prince, Michael Jackson – das ist geil! Trotzdem kann ich Pop-Kritik äußern. Es gibt Musik, die nur produziert wird, damit sie so viele Menschen wie möglich abgreift. Die wirken wie Drogen. Opium für’s Volk! Jeder kann ein Feuerwerk sein – juhu.

Ben: Genau! Du sagst den Leuten, alles wird gut. Da wird nichts ausgespart. Die stellen ein krebskrankes Kind vor ein amerikanisches Krankenhaus und das Feuerwerk sprudelt aus der Brust. Ein Kunstwerk und gleichzeitig die ekelhafteste Maschine, die ich mir vorstellen kann. Hauen wir jetzt zu sehr auf Katy Perry rum?

In jedem Fall habt Ihr Euch gro.zügig bei der "Firework"-Melodie bedient. Das wird im Zweifelsfall nicht ganz billig.

Ben: Soll uns Katy Perry verklagen!

Johannes: Da wir Milliardäre sind: Kein Problem. Alles für den Moment!

Live am DO 16.3. ab 21 Uhr im Huyleys Neue Welt

Betrüger" erschient am 12.08. bei Vertigo Berlin / Universal Music.

Titelfoto: ©  Peter Kaaden / Vertigo Berlin

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