Karin Hanczewski, Lotte, Julius Schultheiss, 030, Berlin

66. Berlinale: Lotte

Der Perspektive Deutsches Kino Beitrag »Lotte« des Regisseurs und Drehbuchautoren Julius Schultheiss ist ein weiterer Berlinale Film über ein verlorenes Kind. Vielmehr zwei verlorene Kinder und ihre Suche nach sich selbst und ihrer Beziehung zueinander in lauen Berliner Nächten. Geschadet hat dieser Plot dem Film nicht. Im Gegenteil.

Wir verfolgen Lotte (Karin Hanczewski), 32 Jahre alt, in ihrem Rausch durch das Berliner Nachtleben. Wechselnde Lokalitäten, Unterkünfte, Partner, Alkohol und Drogen. So wurden schon viele Protagonisten zum tragischen, einsamen, aber doch so sympathischen Filmhelden auf Sinnsuche. Doch Lotte trifft nicht nur auf Fremde, mit denen sie unbekümmert und unverbindlich feiern kann, sondern auch auf ihre eigene 15-jährige Tochter, zu welcher sie nach deren Geburt keinen Kontakt mehr gehabt hat. So ein Wiedersehen zwischen Mutter und Tochter mag man sich anders vorstellen, doch auch die beiden finden auf Abwegen und in und nach gemeinsamen Partynächten zueinander. Wild feiernd und dann doch auch behutsam.

Lotte, Berlinale, Karin Hanczewski , 030. Kritik
Karin Hanczewski spielt Lotte. Eine zynische Einzelgängerin am Rande der Selbstaufgabe.

Der Regisseur Julius Schultheiß sagte in einem Interview, dass es ihm um das Thema „Ignoranz“ gehe,  aber auch um „die zweite Chance“. Und diese gibt Lottes Tochter Greta (großartig dargestellt von Zita Aretz) ihr mit bewunderswerter Geduld und Nachsicht. Oft fühlt es sich an, als seien die Rollen getauscht, als übernehme Greta die Verantwortung und bringe sich zu ihrer Mutter, diese zu sich selbst und letztlich auch zu deren Mutter, welche, fast unnötig zu erwähnen, maßgeblich an dem Verhalten von Lotte beteiligt zu sein scheint. Doch dies ist eine andere Geschichte.

Text: Josefine Tegler

Lotte
Deutschland 2016
Länge: 76 min.

Buch & Regie: Julius Schultheiss
Perspektive Deutsches Kino

Foto ©: Martin Neumeyer

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