Moses Pelham, Pelham, Rödelheim Hartreim Projekt
Foto: © Katja Kuhl

10 Platten: Moses Pelham

Die Jüngeren unter Euch kennen Moses Pelham entweder als denjenigen, der Stefan Raab mal ordentlich auf’s Maul haute, oder etwas später als Produzent von Glashaus. Beides ist nicht wirklich unser Style. Dann schon eher das Rödelheim Hartreim Projekt, welches mit „Direkt aus Rödelheim“ 1994 den Gangsta-Swag in den deutschen Spaß-Hip-Hop brachte.

Da war Moses P. noch hart am rappen. Damals schon ganz geil. Mal abgesehen, dass diese Scheibe Schwester S aka Sabrina Setlur in die Charts spülte, was wiederum zu Xavier Naidoo („Frei sein“) führte. Irgendwie hat alles im Leben einen Haken. Vergangenen Sommer erschien mit „Herz“ das aktuelle Album des ehemals bösesten Mannes im deutschen Raps, der nun mit seiner Band am 7. April einen Tourstopp im Berliner Heimathafen Neukölln einlegt. Das Konzert ist bereits ausverkauft. Sachen gibt’s! In unser ’10 Platten‘ – Rubrik offenbart uns Pelham seine musikalische Sozialisation. Das die Bösen Onkelz dazu gehören, finden wir nicht so richtig geil, muss er aber selber wissen. Ist alt genug. Seine Erklärung dazu ist aber dann mindestens interessant.

Sly and the Family Stone – Fresh

https://youtu.be/YHISfeeXZRQ

Diese Platte begleitet mich seit ich fünf bin. Es war die Musik meines Vaters und wurde so zu meiner. Mit 19 sampelte ich zum ersten Mal daraus und ich tue es heute noch immer wieder. „If you want me to stay“ funktioniert für mich ein wenig wie die Bibel. Ich fand´ es immer großartig, aber verstehe es in verschiedenen Phasen meines Lebens immer wieder auf neue Art.

Bob Dylan – Slow Train Coming

Noch eine Platte meines Vaters, die mich seit ca. 1980 begleitet. Die Spiritualität der Platte in Kombination mit der Coolness ist schon unglaublich. Eine LP, die die letzten dreißig Jahre gut für mich war, wird es bestimmt bis zu meinem Tode bleiben.

AC/DC – Back in Black

Keine Ahnung wie viele Monate ich zu dieser Platte Schlagzeug gespielt hab´. Diese Platte war, als ich um die zehn war, ein Teil von mir. Wo ich war, war die Platte. Ich hab´ sie mit in den Urlaub und zu meiner Oma genommen. Ich finde sie noch heute ganz hervorragend.

Kraftwerk – Electric Café

Das erste Kraftwerk-Album, bei dessen Veröffentlichung ich alt genug war, überhaupt ungefähr zu verstehen, was da passierte. Vielleicht ist es deshalb mein liebstes. Dieser damals unnachahmliche Sound war natürlich der Wahnsinn. „Music Non Stop“ hatte ja ganz offensichtlich einen gewissen Einfluss auf das Stück „MNS“ meines aktuellen Albums und auf das Stück „Electric Café“ rappte ich mit 15. Schon komisch, dass ich mich nun seit 14 Jahren mit diesen Helden meiner Jugend über 1,5 Sekunden Percussion streite. Die Musik ist trotzdem toll.

Public Enemy – Yo! Bum Rush the Show

Das war so viel Krach, aber so cool. Der Umgang mit Samples war so neu. Der Terror, die Attitude. Das muss man halt mit 15 lieben. Die Bomb Squad war
überhaupt für meinen Umgang mit Samples unglaublich inspirierend.

Eric B. and Rakim – Follow the Leader

Nach dieser Platte war Rap nicht mehr wie davor. Rakim machte einfach alles anders, besser und cooler. Für mich nach wie vor der beste Rapper aller Zeiten und neben Big Daddy Kane mein größter Mentor, was Rap angeht. Wie oft ich den Mann schon zitierte.

Böhse Onkelz – Es ist soweit

Ich war schon lange der Meinung, dass Rap in Deutschland auf Deutsch sein müsste, wenn er den Menschen das bedeuten sollte, was er mir bedeutete, aber ich glaubte, dass unsere Sprache dazu ungeeignet sei. Alles was ich auf Deutsch gehört hatte, war irgendwie entweder Schlager oder auf witzig gemacht. Nachdem ich diese Platte gehört hatte, war nichts mehr wie zuvor. Diese Platte öffnete mir die Augen und zeigte mir, was in unserer Sprache möglich ist. Ohne sie gäbe es das Rödelheim Hartreim Projekt nicht.

Dr. Dre – The Chronic

N.W.A. war natürlich unfassbar interessant für mich. „Straight outta Compton“ inspirierte uns zu „Direkt aus Rödelheim“ und „Niggaz 4 life“ muss die bis dahin am aufwendigsten produzierte Rap-Platte sein, aber bei „The Chronic“ war spätestens allen klar, dass Dre der größte Hip-Hop-Producer aller Zeiten ist. Ich habe das, was er da macht, studiert und liebe jedes Detail.

Aaliyah – One in a Million

Allein das „love you babe“-Sample auf dem Titeltrack ist es für mich. Aaliyah war eine so zauberhafte Sängerin. In diesem Jahr wurde Timbaland in meinen Augen zum Superproducer. Der Großteil dieses Albums und im selben Jahr das „Bachelor“-Album von Ginuwine. Das ganze veränderte unsere Auffassung dessen, was ein Beat zu machen hat.

Tex – Aber nachts

Dieses Album muss mein liebstes deutschsprachiges Album aller Zeiten sein. Ich kenne nichts so Intelligentes und gleichzeitig so Emotionales. Teilweise sehr kompliziert, aber vielleicht gerade deshalb für mich so glaubwürdig. Wir coverten auf „Neu“ von GLASHAUS das Stück „Wehtun“, aber leider kommt es einfach nicht an das Original heran. Jedenfalls einer der zehn besten Texter unseres Landes, wenn man mich fragt.

Foto: © Katja Kuhl

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