Ob es auf die Größe ankommt oder eher nicht, darüber wird immer wieder und gerne bei beiden, vor allem aber zwischen beiden Geschlechtern gestritten. Diese französische Komödie mischt sich auf erfrischende Weise in diese Diskussion ein, und ihre Antwort darauf fällt am Ende naheliegender Weise ziemlich eindeutig aus.
So ist Alexandre (Jean Dujardin) zwar ein Meter sechsunddreißig klein, dafür im Leben ein ganz Großer. Als Architekt ist er überaus erfolgreich, hat ein tolles Verhältnis zu seinem erwachsenen Sohn und ist im Kennenlernen von Frauen überaus einfallsreich. Als er das Handy von Diane (Virginie Efira) findet, ergreift er die Chance, die Anwältin bei der Rückgabe des Telefons nicht nur zu einem Kaffee einzuladen, sondern gleich noch einen gemeinsamen Tandem-Fallschirmsprung dran zu hängen. Mit weiteren, ähnlichen Überraschungen und der natürlichen Art, wie Alexandre mit seiner Kleinwüchsigkeit umgeht, schmuggelt er sich erfolgreich in Dianes Herz. So findet diese den so souverän auftretenden, kleinen Mann bald nicht nur sympathisch, sondern verliebt sich in ihn und erwidert damit seine Gefühle für sie. Wären da bloß nicht Dianes Ex-Mann und ihre Familie, die dieser ungewöhnlichen Paarung aus großer Frau und kleinem Mann erst einmal nicht so viel abgewinnen können.
Möchte man über etwas meckern bei dieser Komödie, so ist es die Tatsache, dass die Macher nicht den Mut hatten, einen kleinwüchsigen Schauspieler für die Rolle des Alexandre zu besetzen, sondern auf den französischen Superstar Jean Dujardin zurückgriffen. Und um die Größenverhältnisse noch etwas extremer zu gestalten, stöckelt Virginie Efira mit extra hohen Absätzen durch den gesamten Film, dabei würde jede Frau wahrscheinlich in diesem Fall eher auf flacheres Schuhwerk umsteigen. Doch davon abgesehen, kann dieses französische Remake eines argentinischen Films auf ganzer Linie überzeugen. Die Geschichte und ihre Figuren wirken plausibel, und die Story wird voller Esprit und Dynamik in spritzigen Dialogen erzählt, ohne dabei in den billigen Klamauk abzudriften. Fast nebenbei werden die großen und kleinen Probleme, die den Alltag von Kleinwüchsigen oftmals beschwerlich werden lassen, auf charmante, aber trotzdem ernsthafte Weise thematisiert. Der aus „Birnenkuchen mit Lavendel“ auch einem deutschen Publikum bekannten Virginie Efira scheint die Rolle der sympathischen Diane auf den Leib geschneidert, während Jean Dujardin, von seiner Normalwüchsigkeit einmal abgesehen, mit seinem verschmitzten Charme punkten kann. Veredelt mit sonnendurchfluteten Bildern der Cote d’Azur bietet diese romantisch-komödiantische Auseinandersetzung über das vermeintlich passende Größenverhältnis zwischen Mann und Frau ziemlich groß(artig)e Kinounterhaltung.
Mein ziemlich kleiner Freund
Länge: 98 Minuten
Regie: Laurent Tirard
DarstellerInnen: Virginie Efira, Jean Dujardin, Cèdric Khan, Bruno Gomila
Kinostart am 01.09.2016