Francois Cluzet, bekannt aus „Ziemlich beste Freunde“, spielt einen französischen Landarzt, welcher aus gesundheitlichen Gründen beruflich kürzer treten und seine Verteterin Dr. Delezia (Marianne Denicourt) – widerwillig – einarbeiten muss. Dieser macht er die Zusammenarbeit zu Beginn sehr schwer, bis er sie – und das ist hoffentlich nicht zu viel verraten – schätzen lernt und ihr näher kommt.
Dr. Werner (Francois Cluzet) ist seit über 30 Jahren für die Menschen in seinem Landkreis da. Er leistet fächerübergreifend ärztliche Hilfe, aber auch emotionalen Beistand. „Ein Arzt unterbricht seine Patienten alle 22 Sekunden“, sagt er seiner Verteterin Dr. Delezia (Marianne Denicourt), sie solle sie ausreden lassen, empfiehlt er ihr, denn „90 % der Diagnosen kommen von den Patienten selbst“. Ob diese Zahlen stimmen, bleibt offen, aber es scheint, wie so vieles was er als Maxime verinnerlicht hat und weitergibt, Sinn zu machen. Die Patienten vertrauen ihm und auch für diese ist es schwer, die neue Kollegin anzunehmen. Doch sie zeigt sich souverän und willensstark und gewinnt nicht nur das Vertrauen der Patienten, sondern auch das ihres Lehrmeisters.
Dr. Werner (Francois Cluzet) ist ein Landarzt alten Kalibers. Ordner und Akten statt Computer und Internet. Foto ©: Alamode Film
Ohne dabei kitschig zu werden zeigt der Film die Annäherung der beiden und dabei ein nah an der Realität orientiertes Bild eines Landarztes und seiner Patienten. Blutende Wunden werden gestillt und genäht, Schwangere untersucht und begleitet und auch das Thema Medizin im Krankenhaus und am Lebensende kritisch angerissen. Die Arzt-Patienten-Begegnungen fallen auch deshalb so realistisch aus, weil der Regisseur und Drehbuchautor Thomas Lilti selbst Arzt ist und in seinem Leben vor dem Filmemachern auch immer wieder Landärzte vertreten hatte. So habe er auch selbst erlebt, welch eine Bedeutung ein auf dem Land arbeitenden Arzt hat und dass er regelrecht ein postiver Held ist, welcher jedoch auch permanenter Arbeitsbelastung unterliegt. Des Weiteren wird das Problem der Nachfolge und der Weitergabe von Wissen thematisiert. Dr. Werner ist durch seine Erkrankung dazu gezwungen, aber auch ihm fällt es schwer, seine Verantwortung abzugeben und Zuständigkeiten zu teilen.
Dr. Delezia (M. Denkcourt) hat es nicht leicht sich gegen die Vorbehalte ihres eigenbrötlerischen Kollegen durchzusetzen. Foto ©: Alamode Film
Nach HIPPOCRATE profitiert auch dieser Film von Thomas Lilti von seinen Erfahrungen im medizinischen Bereich und Hauptdarsteller Francois Cluzet erkennt in seiner Rolle auch viele Eigenschaften wieder, die er auch aus dem Schauspielmetier kennt: „Berufung, Leidenschaft und Aufopferungsbereitschaft“, welche fast schon „zwanghafte Züge“ annehmen können. Letztere zeigt der Film aber in keiner Weise. Er begleitet die beiden Ärzte in der sich entwickelnden Beziehung zueinander und zeigt Einblicke ins Umfeld und ins Leben der Patienten, ohne sich an einer der Begegnungen festzuhalten.
Der Landarzt von Chaussy
Länge: 102 Minuten
Regie: Thomas Lilti
DarstellerInnen:
