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Das hat wohl jemand einen Clown gefrühstückt.

[030] Filmkritik: 31

Der Output des Rob Zombie ist ja in jeder Medialität, die er bedient etwas durchwachsen. Das Franchise um die Redneck-Clowns hatte sich aber mit "Haus der 1000 Leichen" und "The Devil's Rejects" zu einer vorzeigbaren Marke seiner Filmografie entwickelt und in deren Kerbe will auch sein neuestes Zelluloidwerk "31" schlagen.

Zwar sind diese Filme inhaltlich alle nur lose zusammenhängend, allein auf Grund des Clown-Motivs, der amerikanischen Wüstenlandschaften, die Zombie als rechtsfreie Zonen konstruiert, und der wiederkehrenden Sherri Moon Zombie, werden Fans und Kritiker aber auch "31" an seinen Vorgängern messen. Zum ersten Mal stellt die zentrale Familie hier nicht die Peiniger, sondern die Gepeinigten. Die Handlung ist schnell erzählt: Um Halloween fährt eine Zirkusgruppe in einem Campingbus durch Redneck Country. Sie werden überfallen und in ein großes Gebäude aus Lagerhallen und Zwingern verschleppt. Eine Gruppe von Menschen, die ohne erkennbaren Grund aristokratische Perücken und weißen Gesichtspuder tragen, möchte hier ein Spiel spielen: 31. Sollte es jemandem gelingen, 12 Stunden lang die Angriffe verschiedenster mordlustiger Psychopathen zu überstehen, so will man ihm die Freiheit schenken.

Die Renaissance feiert Renaissance bei 31.
Die Renaissance feiert Renaissance bei 31.

So bunt wie sich das anhört, wird es auch. Rob Zombie wirft mit Trash-Gimmicks um sich. Nacheinander messen die Protagonisten sich mit einem kleinwüchsigen spanischsprachigen Adolf Hitler-Klon, zwei Motorsägen schwingenden Clowns, einem schlaksigen Herrn im Rock, der Hänschenklein singt und seinem Harley Quinn-Sidekick und schließlich dem Endgegner: Doomhead. Der führte schon durch den Trailer und begrüßt uns auch ganz zu Beginn des Films. An die fünf Minuten lang sieht uns sein weiß geschminktes Gesicht in Nahaufnahme direkt an und verkündet seine sadistischen Pläne. Dann kommt der erlösende Gegenschuss. Noch vor dem Vorspann bricht Zombie die vierte Wand und bedroht seine Zuschauer. Es geht gut los.

Ein ungewöhnliches Halloween für Familie Zombie.
Ein ungewöhnliches Halloween für Familie Zombie.

Danach findet tatsächlich ein vergleichsweise klassisches Angebot von Identifikationsfiguren an den Zuschauer an. Dementsprechend werden auch Verluste dramatischer stilisiert als in vorherigen Teilen und Zombie scheint sich zu bemühen, dem Zuschauer eine kathartische Erfahrung zu ermöglichen. Ob das die Entwicklung ist, die sein Stil braucht, ist eine andere Frage. Umso mehr werden nämlich die Dramaturgie- und Logikschwächen zum Verhängnis: Immer wieder dreht sich die Story im Kreis. Die Killer lassen ab, kommen wieder, ohne besonderen Grund. Die Kampfszenen selbst besitzen ungefähr so viel Dramaturgie wie ein Spiel 17 und 4. Wer als nächstes an der Reihe ist, stirbt eben und leistet meistens auch keinen überzeugenden Wiederstand. Die Reihenfolge der Dezimierungen hätte man nach zehn Minuten vorhersagen können. Zombietochter Sherri Moon überlebt, Zombie macht aber einen schlechten Job bei der Konstruktion seines Final Girls. Sie ist den ganzen Film über nicht in der Lage, sich selbst zu verteidigen, wird von den Männern oder am Ende von der ablaufenden Zeit gerettet. Somit wirkt es leider auch nicht mehr cool, dass sie dann am offenen Ende mürrisch die Fäuste ballt, als Doomhead sie noch einmal auf der Straße einholt. Die Charaktere sind stellenweise nahbar, müssen dann aber andernorts wieder als die roughen Comicfiguren eingesetzt werden, die Zombie normalerweise schreibt und wirken deshalb inkonsequent und flach.

Das hat wohl jemand einen Clown gefrühstückt.
Da hat wohl jemand einen Clown gefrühstückt.

Bleibt der visuelle Stil, der bei diesen Filmen ja eh im Vordergrund steht, auch wenn die Figuren der vorherigen Teile gerade in ihrer Artifizialität schlüssiger waren. "31" bezieht seine Schauwerte vor Allem zu Beginn im Gegensatz zu den Vorgängern weniger aus den Casualties als aus dem sehr gelungenen Set Design. Alles an der Umgebung sieht schmutzig und krank aus und erzeugt ein unwohles Gefühl. Damit ergänzen die handgemachten Splattereffekte sich gut. Sofern hier CGI-Blut verwendet wurde, ist es sehr gut kaschiert. Auch filmisch besitzen Zombies Grindhouse-Werke eine wiedererkennbare und gut exploitativ funktionierende Ästhetik, die ein Teil Videoclip ist durch Zeitlupen und Auf- und Abblenden, aber auch ein Teil VHS auf Grund der Grains und der Freeze Frames. Ein Classic Rock Soundtrack um "California Dreaming" oder "Dream on" von Aerosmith unterstützt die Grindhouse-Atmosphäre.

Letztendlich ist "31" auf Grund seiner Ästhetik sehr kurzweilig, die Dramaturgie bleibt aber sehr dünn, sodass auch die Schockeffekte und Kampfsequenzen darunter leiden. Die Charaktere aus The Devil's Rejects boten zwar weniger Identifikationspotential, ergänzten sich aber gerade auf Grund ihrer Fremdheit besser mit Zombies cartoonischem filmischen Stil.

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