Fünfzehn Jahre hat es gedauert, bis die Österreicherin Waltraud Hable ihren Traum von der Weltreise endlich in die Tat umsetzte. Das Sparkonto war gut gefüllt, der Job als Chefredakteurin eines Magazins gekündigt, das ‚Round the World Ticket‘ gebucht, die Reiseziele festgelegt, das Auto verkauft und die heimischen Fixkosten auf ein Minimum reduziert. Zeit den inneren Kontrollfreak in ein entspanntes Reisemonster zu verwandeln. Nachzulesen in ihrem Buch „[amazon_textlink asin=’B079RJH4T8′ text=‘Mein Date mit der Welt‚ template=’ProductLink‘ store=’030magazin0a-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’497ab37a-3805-11e8-983d-2925aa9f2960′]“, welches kürzlich bei Dumont Reiseverlag erschienen ist.
Wir sprachen mit der 39-Jährigen, die mittlerweile für die nächste große Reise spart, über den langen Weg zum Reiseflow, anstrengende Besuche von Freunden und die daraus resultierenden Missverständnisse.
Wie kam es zu der Entscheidung, diese Weltreise zu machen?
Naja, ich habe 15 Jahre rumgeeiert, ob ich jetzt diese Reise machen will oder nicht. Es geht ja auch nicht nur um die Reise, sondern um vieles im Leben, was man ändern möchte.
Was hat sich bei dir geändert?
Ich treffe schneller Entscheidungen. Auf Reisen muss man immer umdenken, speziell, wenn man alle paar Wochen in ein komplett neues Kulturfeld kommt. Das finde ich aber eigentlich auch gut und das möchte ich mir auch behalten.
Stichwort: Kulturfeld. Statt ein Jahr quer durch die Lande zu ziehen, hattest Du dir im Vorfeld feste Destinationen rausgesucht, an denen du eine gewisse Zeit verweilen wolltest. Warum?
Ja, es waren 14 bis 16 Stationen. Das ist natürlich nur ein Bruchteil davon, was man sehen kann. Aber in meinem Fall war das eine bewusste Entscheidung. Ich wollte die Gelegenheit haben in die Umgebung einzutauchen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die jeweilige Stadt, die Leute und deren Kultur so ticken. Dass ich mich hauptsächlich in Städten aufhalten wollte, war daher vor der Abreise schon klar.
Hattest du während deiner Reise das Gefühl, das du mit dieser Entscheidung zu statisch geplant hast? Die Welt ist ja nicht nur an ein paar Orten festzumachen.
Manchmal. Anfangs denkt man: Ich mache eine Weltreise und die Welt steht mir offen. Wenn man sich dann aber ein bisschen einschränkt und sagt man möchte drei, vier Wochen an einem Ort verweilen, dann stellt man natürlich schnell fest, dass von diesen paar Orten nicht die ganze Welt ausgeht. In meinem Fall war es aber genau das, was ich wollte. Ich habe ja auch keine Backpackertour gemacht, sondern bin schön ladylike mit Rollkoffer unterwegs gewesen. Ein paar Dinge wollte ich mir im Alter dann auch nicht mehr antun. Dennoch gab es Situationen, an denen ich mir eine größere Flexibilität gewünscht hätte, klar.
«Das Leben ist zu kurz, um sich zu lange mit Dingen, die einem keinen Spaß machen oder wo man sich nicht aufgehoben fühlt, zu beschäftigen» – Waltraud Hable
Hast Du Beispiele für eine solche Situation?
Konkret hatte ich zwei Mal das Gefühl festzusitzen. Das eine Mal in San Francisco. Da war ich aber selber schuld, weil ich das vorab bezahlt habe und dadurch ein bisschen immobil geworden bin. Ich musste in San Francisco bleiben, weil eine Freundin extra einflog und wir dann zusammen kurz nach Hawaii rüber sind. Da hatte ich schon das Gefühl, es wäre besser gewesen das etwas freier zu lassen.
Wie bist du die Ticketfrage überhaupt angegangen? Jedes Mal einen Flug buchen, ist sicherlich nicht der beste Weg?
Ein Großteil meiner Reise war durch das ‚Round the World Ticket‘ abgedeckt. Der Vorteil dessen ist, dass du gratis umbuchen kannst. Natürlich kann man auch die ganzen Flüge einzeln buchen, aber dann hat man halt das Problem, wenn man eine Änderung vornimmt, das zwischen 150 bis 200 Euro Gebühren fällig werden. Ich hab zu einem späteren Zeitpunkt umdisponiert und Indien eingeschoben. Das war in dem Ticket nicht drin. Also sowohl als auch.
Wann hattest du das Gefühl, deinen Reiseflow gefunden zu haben? Hat das lange gedauert?
Ja, dass zog sich. Am Anfang kontaktieren dich ja noch ganz viele Leute per Mail und fragen, wie es einem geht. Man fühlt sich irgendwie die ganze Zeit wie an so einer digitalen Nabelschnur, von der man sich nicht so schnell lösen kann.
Neun Monate hat es aber nicht gedauert?
Nein, knappe vier und es war auch nicht ganz so schmerzhaft (lacht). Für mich kam das erst auf Hawaii, denn da hast du ja nichts anderes zu tun. Du überlegst dir am Morgen an welchen Strand du gehst und auf welchen Berg du steigst. So wirst du automatisch dazu gezwungen, runterzukommen. Ich habe dadurch auch noch mal realisiert: «Ich muss gar nichts!» Das war irgendwie ein sehr, sehr schönes Gefühl. Ab da war es ein echt guter Flow. Vorher macht man sich ja noch Gedanken und die ersten drei Monate habe ich ja auch mehr oder weniger durchgeplant. Mehr als drei Monate kannst du auch nicht vorplanen. Ab Hawaii war es dann aber auch ganz viel Flow. (lacht)
Wobei, dann hattest du dich gerade gelöst, bist auf der ‚Allein durch die Welt‘ – Welle geschwommen und dann holt dich die österreichische Realität wieder ein. Der Besuch einer Freundin. Nicht der beste Zeitpunkt.
Stimmt, das war unpraktisch. Das klingt jetzt ein bisschen gemein, weil meine Freunde total toll sind und ich hätte viele Dinge nicht erlebt, wenn sie nicht gekommen wären, aber wenn man eine Weltreise macht, dann sollte man maximal einmal Besuch erlauben. Alles andere bringt nichts.
Wie kamst du zu dieser Erkenntnis?
Ganz einfach: Die Freundin kam nach Hawaii und hat gesagt: «Helikopterflug!» Und ich habe geantwortet: «Äh, Veto! Geht nicht. Lässt mein Budget nicht zu.»
Waltraud, die Spielverderberin.
Eigentlich nicht, aber du hast ja auch ein bestimmtes Budget, mit dem du auskommen musst. In meinem Fall waren es 42.000 Euro. Klingt viel, aber du weißt, wenn du losfährst kommt halt keine Kohle mehr drauf, sondern es geht dann nur noch runter. Wenn dann Freunde zu Besuch kommen ist das halt blöd.
Warum genau?
Weil die Erwartungen weit auseinandergehen. Die wollen einen schönen Urlaub mit Spaß und ab die Post und ich muss halt ein Jahr auf Minimum unterwegs sein. Das beißt sich. Da kommt man nicht zusammen.
Klingt nach Streß.
Klar, das gab es auch. Ich hatte da auch den Fall in Rio über den ich im Buch auch schreibe. Eine Freundin wollte drei, vier Wochen kommen, weil sie irgendwie genervt vom Job war. Dann hat sie gesagt: «Na komm, ich begleite dich» und ich: «Nee, möchte ich nicht!» Wir haben uns dann auch richtig in die Haare gekriegt. Folglich ist sie dann durch Brasilien und hat ein Hotel nach dem anderen abgeklappert und einen Batzen Geld gelassen, während ich in Rio hockte, meine Wäsche gewaschen habe und glücklich war.
Wenn du heute drüber redest, merkt man, dass dich das Thema immer noch ziemlich anfrisst.
Ja, aber es nervt auf so einem Trip halt auch. Viele nehmen ihre Probleme und ihren Alltag mit in den ‚Urlaub‘. Da geht es dann um ihren Job, ihre Familie, ihren Freund, ihre Ex-Freunde. Du selbst hast dich aber eigentlich schon davon gelöst. Das zieht dich dann einfach runter. Ich mag jetzt für Außenstehende wie der Grinch, oder wie ein sozialer Spast wirken, aber das war meine Erfahrung. Ich habe es genossen, alleine zu sein und in meinem eigenen Rhythmus zu leben. Normalerweise ist man immer fremd getaktet. Du kommst auf die Welt, lebst den Rhythmus deiner Eltern, wirst in den Kindergarten abgeschoben, dann kommst du in die Schule und nach der Schule kommt eine Ausbildung. Dann eine Beziehung, dann ein Job. Du hast eigentlich nie die Möglichkeit komplett in deinem eigenen Flow zu leben. Das hatte ich halt auf der Reise das erste Mal und das war mir heilig.
Hattest du denn auf deiner Reise auch die Gelegenheit Gleichgesinnte zu treffen? Nur alleine ist auf Dauer ja auch nicht der Weisheit letzter Schluss.
Ich hab auf Hawaii einen Typen getroffen, der nur nach seinem Bauchgefühl ging. Der zog quer durch die USA und hat dann[amazon_link asins=’3770166833′ template=’ProductAd‘ store=’030magazin0a-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’f69e78c0-3806-11e8-a1da-dde238f988fd‘] eine Mexikanerin getroffen, die sagte zu ihm: «Du musst an diesen und jenen Ort, da wartet etwas auf dich.» Dann ist er dort hin, hat wieder jemanden getroffen und letztlich ist er dann auf Hawaii gelandet. Es gibt so Leute und das finde ich auch sehr bewundernswert. Letztlich leben die gar nicht schlechter. So bin ich aber noch nicht. Ich möchte irgendwann mal dahin kommen, weil ich es einfach geil finde, das Gefühl mal zu erleben: Ich muss gar nichts mehr!
Weil wir gerade bei dem Thema Freunde waren, sind nach deiner Rückkehr welche auf der Strecke geblieben? Wo du gemerkt hast: Das ist ein luftleerer Raum, indem ich mich jetzt befinde, der einen vielleicht vorher im alltäglichen Tun nicht so gestört hat.
Ich hab es reduziert. Ich habe jetzt keinen verloren und auch niemanden ausgemustert. Aber ich hab mich schon auch zurückgezogen, bin ungeduldiger geworden und ich glaube, ich war teilweise auch echt ungenießbar, weil ich das Gefühl hatte, wir haben uns weniger zu sagen als vorher oder meine Denke geht einfach in eine andere Richtung. Bis du dann halt auch irgendwann verstehst, es müssen deine Freunde nicht immer 100 % deiner Meinung sein, um gute Freunde zu sein. Ich habe gemerkt, da gibt es eine wahnsinnige Unterstützung. Egal was ich brauche. Also wenn ich dann mal irgendwie emotionale Unterstützung brauchte, waren sie immer da und deswegen müssen sie nicht die gleichen Ansichten von Reisen oder von Freiheit haben wie ich. War auch ein langer Prozess bei mir, aber wie gesagt, die kriegen einen Friedensnobelpreis dafür. (lacht)
Dann gehen wir mal davon aus, dass die nächste Reise schon geplant wird?
Absolut. Es gibt auch schon wieder ein Sparkonto, das Reise heißt. Da sammele ich auch schon wieder fleißig Kohle an. Das hat zur Folge, das ich am Ende des Monats meistens kein Geld mehr habe, weil das alles auf dem Sparkonto liegt.
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Round the World Tickets gibt es u.a. bei StaTravel.
Wer mehr zu all den Optionen uns Möglichkeiten wissen möchte, der schaut mal auf der Seite Weltreise Info nach. (hier klicken) Da findet man alles Nützliche.
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