Ab dem 20. November 2025 zeigen die Sophiensæle Berlin mit LIARS eine außergewöhnliche Performanceinstallation des queer-feministischen Kollektivs Henrike Iglesias. Das Stück verhandelt die Macht sozialer Medien, patriarchale Gewalt und öffentliche Verleumdung – inspiriert vom spektakulär medialisierten Prozess zwischen Johnny Depp und Amber Heard.
In einem begehbaren, interaktiven Bühnenraum erleben Besucher:innen eine Art Instagram-Feed zum Durchlaufen: ein performativer Kommentar über Wahrheit, Macht und die toxische Dynamik digitaler Öffentlichkeit.
Wenn Gewalt viral geht
Im Zentrum von LIARS steht die Frage, warum Betroffenen von Gewalt – insbesondere Frauen und queeren Personen – so oft nicht geglaubt wird. Die Inszenierung analysiert, wie gesellschaftliche Narrative, Plattform-Algorithmen und mediale Skandalisierung patriarchale Strukturen nicht nur widerspiegeln, sondern aktiv reproduzieren. LIARS fragt: Wie sehen „glaubwürdige Opfer“ aus? Und wer bestimmt das überhaupt? Die Inszenierung macht sichtbar, wie Misogynie und queerfeindliche Untertöne sich durch Likes, Kommentare und Shitstorms in kollektive Meinungen verwandeln. Und sie fordert das Publikum heraus: Welche Rolle spielst du in dieser Dynamik?
Radikal performativ – das Team hinter LIARS
Das Projekt ist eine Kooperation von Henrike Iglesias mit den Performer:innen Olympia Bukkakis, Olivia Hyunsin Kim und der Dramaturgin María F. Giacaman Hasbún. Für Raum und Video ist Leo G. Alonso verantwortlich, unterstützt von Valentina Primavera und Anahí Pérez. Das Sounddesign stammt von Malu Peeters, die Kostüme von Alexis Mersmann und Anne Marina Fidler. Gemeinsam erschafft das Team eine dichte, medienübergreifende Atmosphäre, die keine klassische Trennung von Bühne und Publikum kennt. Stattdessen wird jede:r Zuschauer:in Teil eines digitalen Spektakels, das gleichzeitig real und fiktiv, nah und überfordernd ist.
Eine Bühne wie ein Feed
LIARS verzichtet auf einen linearen Handlungsverlauf. Stattdessen führt die Rauminstallation durch emotionale, widersprüchliche, manchmal verstörende Szenarien – wie im Scroll-Modus durch Social Media. Videoschnipsel, Hashtags, geteilte Statements und performative Interventionen überlagern sich und erzeugen einen Eindruck davon, wie es sich anfühlt, im Zentrum eines öffentlichen Gewaltdiskurses zu stehen. Dabei bleibt das Stück nicht bei der Kritik stehen, sondern sucht nach Perspektiven: Wie kann digitale Öffentlichkeit auch solidarisch und empowernd funktionieren?

Termine, Tickets und Inklusion
LIARS feiert am 20. November 2025 um 21:00 Uhr Premiere im Festsaal der Sophiensæle. Weitere Vorstellungen finden am 21. und 22. November jeweils um 21:00 Uhr sowie am 23. November um 18:00 Uhr statt. Die Performance dauert ca. 80 Minuten, wird in Deutsch und Englisch gespielt und ist mit Übertiteln in beiden Sprachen versehen. Am 23.11. wird zusätzlich eine Audiodeskription angeboten. Die Tickets sind nach solidarischem Preissystem gestaffelt: 10 €, 15 €, 20 € oder 25 € – je nach finanziellen Möglichkeiten. Karten und weitere Infos gibt es unter sophiensaele.de.
Ein Pflichttermin für politisch waches Publikum
LIARS ist eine Einladung zur kritischen Selbstreflexion – über Zuschreibungen, digitale Rollen und über das, was wir Wahrheit nennen. Das Stück trifft den Nerv einer Öffentlichkeit, in der Gewalt nicht nur geschieht, sondern auch spektakularisiert und bewertet wird. Wer sich für performative Kunst, digitale Machtstrukturen und queere Perspektiven interessiert, sollte sich dieses Projekt nicht entgehen lassen. Es ist unbequem, visuell stark und politisch notwendig.