Wenn John Bock Kunst macht, muss mit allem gerechnet werden. Auch mit fliegendem Essen. „Rätselhaft!“, sagen viele. Fest steht: Bocks Werke erschließen sich nicht auf den ersten Blick. Das dürfen sie auch gar nicht.
So manche Kunst muss man nicht verstehen. John Bocks kreative Ergüsse gehören dazu. Der Berliner Künstler hat sich in knapp 25 Jahren mit seinen Installationen, Zeichnungen, Vorträgen, Filmen und Wortneuschöpfungen einen dada-bizarren Mikrokosmos geschaffen, der irritiert, aber noch mehr zum Denken anregt. Oder wer kann behaupten, bei „Kleinodtotsods“ nicht ins Grübeln zu kommen? Na? Eben. Bock gehört zu der Art von Künstlern, die neue Akzente setzen – und dabei vor nichts Angst haben. Bei Performances hantiert er schon mal mit Melkmaschinen herum und eröffnet Materialienschlachten. Festgelegte Abläufe existieren nicht. Es geht um die Live-Entwicklung visueller und theatraler Konzepte. Und um das Aufweichen von Grenzen.
Alles kann, alles muss
Gelegentliche Bezüge zum Landwirtschaftlichen kommen nicht von irgendwo her. Eigentlich sollte er den elterlichen Bauernhof in Schleswig-Holstein übernehmen. So richtig Lust hatte Herr Bock drauf nicht. Er studierte lieber BWL. Und Kunst. Gelangweilt saß er sechs Semester lang in Vorlesungen – bis er selber durch das Land reiste, um „Lectures“ zwischen ökonomischer und künstlerischer Theorie zu halten. Irgendeiner muss ja schließlich etwas verändern. Geht es um seine Kunstwerke, verwendet Bock alltägliche Materialen. Filzpantoffeln zum Beispiel. Eierschalen. Oder Socken. Nach der Bockschen Theorie lässt sich alles verwenden. Das erklärt auch, warum seine anarchischen Filme vor keinem Genre zurückschrecken. Von Splatter bis Stummfilm ist so ziemlich alles dabei. Die Themen: Ökonomie, Kunst, Tod, Gewalt und Macht. Eindeutig ist davon nur wenig. Zusammenhänge müssen die Betrachter schon selber herstellen.
Wer ist hier absurd?
Das Wichtigste ist jedoch: Bock schafft Abenteuer. In der Berlinischen Galerie zeigt er nun eine Auswahl der besten. Für die große Ausstellungshalle hat er eine Art „Bock-Universum“ mit Arbeiten der letzten zehn Jahre erstellt. „Im Moloch der Wesenspräsenz“ lautet der Titel unter dem Skulpturen, Bilder, Texte und Filme präsentiert werden. Alles ein bisschen zu absurd? Nun, vielleicht ist es gar nicht Bocks Kunst, die absurd ist. Vielleicht unterstreicht er damit nur die Absurdität aller weltlichen Dinge.
Ab dem 23.02. täglich von 10 bis 18 Uhr in der Berlinischen Galerie
Titelbild: © David Schultz
Hintergrund: © Raphael Beinder