Dass es bis zur Blockbuster-Tauglichkeit deutscher Genrefilme noch ein weiter Weg ist, spüren die Organisatoren der GENRENALE Paul Andexel und Krystof Zlatnik, seit sie 2013 ihr Festival des deutschen Genrefilms aus der Taufe hoben. Vielmehr gehoben wurden, denn was als Screening der eigenen Abschlussfilme gedacht war, artete recht schnell auf Festivalniveau aus. Nach einem Jahr kreativer Pause findet die GENRENALE in diesem Jahr vom 2. – 5- Mai zum sechsten Mal im siebten Jahr statt. Das erste Mal im Colosseum Kino im Prenzlauer Berg. Passendes Motto: NEW BLOOD.
Geil. Mega. Hier passiert etwas ganz Großes! So klang es stets von den Dächern und dem Vorplatz des Babylon Kinos in Mitte, wenn das Festival des deutschen Genrefilms, die GENRENALE, alljährlich zum Happening lud. Horror, Thriller, Sci-Fi. Alles aus deutschen Landen. Alles geil. Gut, internationale Koops und Gäste kamen auch. Film ist eben Multikulti. Doch trotz des tollem Feedbacks innerhalb der Filmszene und immer auch ein bisschen darüber hinaus – wir berichten bereits seit 2014 regelmäßig und sind seit 2015 Medienpartner – hat das Festival nie den ganz großen Baum umgestossen. Festival vorbei. Genrefilm wieder weitestgehend in der Versenkung verschwunden. Und dann, nach dem fünfjährigem Jubiläum 2017 im vergangenen Jahr der große Schock. Die GENRENALE legt eine Pause ein.
»Die Resonanz vor und während des Festivals ist immer klasse, aber wenn es dann vorbei ist, flacht alles ganz schnell ab und man hat das Gefühl, jedes Mal wieder ganz von vorne zu beginnen. Das zehrt an den Nerven. Gerade weil der Aufwand beträchtlich ist und wir zu großen Teilen alles alleine gestemmt haben«, so GENRENALE Gründer Paul Andexel über die Gründe der einjährigen Auszeit.
Ein Aufwand der für Andexel und Zlatnik neben ihren Fulltimejobs in der Filmbranche nicht mehr im Verhältnis stand. Dass Paul Andexel im Monat Februar, an dem das Festival traditionell neben der Berlinale bis dato stattfand, zudem noch einen anderen wichtigen Termin hatte, der etwas unterzugehen drohte, den Geburtstag seiner Tochter, untermauerte die Entscheidung, dass es Veränderungen brauchte, um nicht vollends im persönlichen Siechtum zu enden, für beide zu einem notwendigen Schritt. So kam es nach dem fünfjährigen Jubiläum 2017 zu der Pause im vergangenen Jahr. Für immer?
Kurze Pause. Neue Ideen.
Glücklicherweise nicht, denn mit dem Break kamen neue Ideen. Neue Lust auf Genrekino. Es kamen neue Mitstreiter hinzu. Tolle Einsendungen. Neue Sponsoren. Und, ein neues Datum im Wonnemonat Mai. So dass die Frage: Festival oder Geburtstag der Tochter? glücklicherweise zu keiner Entweder/Oder?-Entscheidung wurde. Es geht auch beides. Nur eben nicht im selben Zeitraum. Ein neuer Termin musste her. Und da man sich selbstbewusst, als Marke die man in der Filmbranche mittlerweile war, fühlte mit dem bereits erreichten, nun auch ein Termin abseits anderer. So kam man auf den Mai, der ohne große Konkurrenz aufwartete.
Das neue Zeitfenster vom 2. bis zum 5. Mai 2019 eröffnet demnach auch ganz neue Möglichkeiten für Sponsorings, und gibt zudem Filmemachern die Gelegenheit sich nicht zwischen dem großen und dem coolen Festival entscheiden zu müssen.
Wobei die Präsenz auf der GENRENALE seit jeher definitiv die bessere Entscheidung war. Unsere Meinung. Denn ein so enthusiastisches Publikum, mit einer Liebe und Hingabe für eigenartige Filme findet man kein zweites Mal im Kalender. Schon gar nicht am Potsdamer Platz. Aber Schluss damit! Vergangenheit.
Zurück in die Zukunft!
An dem Aufwand hat sich allerdings nicht viel geändert. Ist immer noch ne kleine Lebensaufgabe, auch wenn der kreative Festivalleiter Kristof Zlatnik zum ersten Mal auf Hilfe bei der Selektion der gezeigten Titel bauen konnte. Insgesamt 47 Filme, davon viele kurze und einige lange, diverse Trailer, dazu der beliebte ARRI Genre Pitch am Festivalsamstag um 14 Uhr. Bei diesem beurteilt eine kompetente Jury, u.a. ‚Who Am I?‘ und ‚Dark‘ – Macher Baran Bo Odar, eingereichte und von einer Jury ausgewählte Stoffe, die von den Autoren möglichst lustfördernd vorgetragen werden. Am Ende kann das Publikum durch klatschen seine Begeisterung folglich das Für und Wider ausdrücken. Zudem wird es, neben diversen spannenden Sideevents, während des Festivals natürlich auch wieder ein Panel zum Status Quo des deutschen Genrefilms geben.
Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass die kompletten Tage ein riesiger Spaß sind. 4000 Besucher der letzten GENRENALE können dies zusätzlich bestätigen.
Mit diesen Erinnerungen an die vergangenen Jahre im Kopf und Herzen, war auch für Paul Andexel und Kristof Zlatnik trotz des Aufwands, trotz der Widrigkeiten schnell klar: »Wir sind soweit gekommen, was man an den jährlich steigenden Einsendungen und Besucherzahlen sieht. Da war klar, dass wir weitermachen werden.« Deutsches Genre sei Dank!
Das komplette Programm der GENRENALE – NEW BLOOD findet ihr hier!
Titelfoto: © Films sans Frontières