Wie viele Frauen standen letztes Mal im Club an den Plattentellern? Um es auf den Punkt zu bringen: zu wenige. Produzentin Ena Lind und Bookerin Zoe Rasch wollen genau das ändern.
2011 gründeten sie Mint Berlin, um mit Partys, Workshops und Panels die Sichtbarkeit weiblicher Acts zu erhöhen. Inzwischen ist ihre Klubnacht in Läden wie dem about blank fest zu Hause. „Frauenparty“ ertönt es da häufig. Ein Label, das das Konzept drastisch verkürzt, wie Ena Lind im Interview verrät.
Projekte wie Mint werden gerne mit „Girlpower“ und „Frauenparty“ gelabelt. Wie reagierst du darauf?
Ich finde das schade und kontraproduktiv. Eine Party mit männlichen DJs ist auch keine Männerparty. Andererseits verstehe ich, warum das gesagt wird.
Wie meinst du das?
Die Gesellschaft ist sexistisch. Natürlich kommen dann solche Äußerungen. Der geschützte Raum ist wichtig, aber nicht mehr exklusiv. Wir haben kein strikt weibliches Line-Up oder Publikum. Unter den fünf DJs haben wir meist einen männlichen dabei, um Netzwerke zu schaffen.
Viele gehen auf eure Partys, weil es hip ist – nicht aus politischem Bewusstsein. Was denkst du darüber?
Der Fokus liegt auf der Musik. Es gibt einen politisch-feministischen Hintergrund, klar, aber ich erwarte nicht, dass alle mit einer politischen Haltung kommen. Bei der Klubnacht geht es, wie bei den meisten Partys, ums Feiern. Man geht hin, weil man die Musik mag.
Da kaum weibliche DJs gebucht werden: Sind die meisten Booker Sexisten?
Genau das analysieren wir immer wieder. Natürlich hält sich niemand für sexistisch. Dann kommen die Entschuldigungen: „Es geht nicht um Gender, aber wir müssen den Laden voll bekommen. Das geht mit Frauen nicht. Das Publikum will das so, nicht wir.“ Also ist der Headliner ein Mann. So ein Booker ist sich nicht bewusst, dass er die Macht hat, einen Headliner zu schaffen.
Was ist mit dem Argument, dass es einfach nicht genug weibliche Acts zum Buchen gibt?
Das ist Quatsch. Es gibt so viele Frauen. Es gibt nur weniger, die offensichtlich da sind – und die anderen sind schon für die Panorama Bar gebucht.
Warum sind viele so wenig sichtbar?
Weil sie sich vielleicht weniger in den Vordergrund drängen. Wir müssen ihnen in Workshops das Selbstbewusstsein mitgeben. Das machen wir auch. Ich würde sagen, über die letzten vier Jahre haben wir alleine ja schon genug dran gearbeitet.
Siehst du den Tag vor dir, an dem Kollektive wie Mint nicht mehr nötig sind?
Wenn ich positiv denke: ja. Aber wenn ich ehrlich bin: Den Tag werde ich nicht mehr erleben. Dennoch: Es ist gut, eine Utopie vor Augen zu haben. Wir werden immer weiter dort hinkommen. Das ist das Ziel.
[su_box title=“Zur Person“ style=“soft“]
Ena Lind ist DJ, Produzentin und Mint-Mitbegründerin. Seit 2006 gehört sie zum festen Bestandteil der elektronischen Musikszene Berlins. Bekannt wurde sie durch die Partyreihe Bend Over, die bis 2014 queerem, feministischem Publikum einen Raum gab. Zuletzt erschien mit ihrer EP „The Wisdom To Know The Difference“ ein Percussions-lastiger Mix aus Chicago und Detroit House.
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