Boys Noize aka Alexander Ridha zählt zu den weltweit, erfolgreichsten Elektro Acts der letzten Jahre. Wir sprachen mit ihm über musikalische Einflüsse, eigene Ansprüche und die Unlust Geschichten auf Albumlänge zu erzählen.
Mit Boys Noize stehst du für bratzigen Elektrosound, der auch Indiekids vom Hocker haut. Worin liegen deine musikalischen Einflüsse?
Ich bin ganz stark von meinem älteren Bruder geprägt worden. Der brachte Ende der Achtziger die ersten House und Hip Hop Maxis mit nach Hause. Ich würde aber nicht sagen, dass mich ein spezielles Genre beeinflusst hat, vielmehr war es ein bestimmtes Tempo das mich faszinierte. Up-Tempo Geschichten um die 125 Bpm. Das konnte dann auch Rock oder Punk sein. Ich war da relativ offen.
Wie offen bist du bezogen auf deine eigenen Stücke? Hast du einen festen Produktionsplan?
Bevor ich die Tracks für ein neues Album aufnehme, kommen mir eigentlich immer eine Menge Ideen, in welche Richtung es gehen könnte. Ich schaffe es aber oft nicht das auch umzusetzen. Schuld ist manchmal zum Beispiel ein neuer Synthie. Man probiert rum, ist begeistert von den Sounds und dann verlierst du dich darin. Das ist das Problem wenn man, wie ich, intuitiv arbeitet. Vorgefertigte Ideen halten da nicht immer Stand und Pläne lösen sich schnell in Wohlgefallen auf. (lacht)
Kollegen wie Sven Väth holen sich einen Co-Produzenten an die Seite um dem Rausch der Klänge nicht zu erliegen.
Stimmt, aber da braucht es dann eine ganz eigene Sprache. Mir macht es auch Spaß mit anderen Leuten zu produzieren, aber man muss dann auch immer auf die Ideen des anderen eingehen können. Wenn das jemand ist, dessen Ideen man gut findet ist das natürlich cool. Ist dem nicht so, dann bringt das nichts. Denn am Wichtigsten ist das es mich inspiriert.
Heutzutage ist die Dichte an elektronischer Musik so hoch wie nie zuvor. Wie steht es um die Nachhaltigkeit aktueller Veröffentlichungen?
Ich glaube die Erkenntnis ob etwas die Zeit überdauert und zum Klassiker wird kommt erst viel später. Als New Order ihre ersten Platten veröffentlichten waren die überhaupt nicht cool. Heute sehen das die Leute ganz anders. Es wird aber auch immer schwieriger nachhaltige Musik zu produzieren, weil bereits alle Richtungen ausgereizt wurden. Minimal, Maximal. Bis ins letzte Extreme. Eigentlich hat man schon alles gemacht.
Wie kann man deiner Meinung nach neue Impulse setzen, fernab der abgetretenen Pfade?
Ich denke es kommt in Zukunft darauf an wie man unterschiedliche musikalische Einflüsse und Stile zusammenbringt. Das ist aber verdammt schwer und kommt der Neuerfindung des Rades gleich. Ich sitze aber nicht im Studio und überlege, wie ich etwas nie dagewesenes kreiere. Ich mache Musik, weil es mir Spaß bringt. Weil ich Bock habe neue Sounds zu entdecken und nicht um irgendwelchen kurzweiligen Trends hinter herzujagen. Für mich geht es mehr um detaillierte Klangästhetik. Etwas was der normale Hörer so vielleicht gar nicht versteht oder mitbekommt, da er sich später nur mit dem Gesamten auseinandersetzt. Ich will jeden Falls keine Platte machen die es schon gibt.
Was bedeutet Dir das Format Langspielplatte?
Ich finde, das dass Album in der Form wie es kenne und schätze bei neuen Sachen nicht mehr so richtig funktioniert. Bei älteren Platten ist das anders. Die kaufe ich mir eher, weil ich mit denen etwas verbinde. Ich weiß was mich erwartet. Neueren Sachen messe ich diese Bedeutung nicht mehr bei. In Bezug auf meine Musik liegt meine Abkehr von der LP vor allem daran, dass meine Sachen eher aus dem Old School Gedanken heraus entstehen. Sie sind zum Auflegen gemacht. Die Leute sollen in den Plattenladen gehen und sich die Stücke auf 12“ kaufen. Der Album Gedanke spielt keine Rolle. Ich will ja auch keine Story erzählen.
Anders wenn du selber auflegst. Da geht es Dir schon darum den Leuten etwas zu vermitteln.
Ja, darin liegt die Herausforderung. Ich habe DJ`s nie verstanden die immer nur Hits spielen. Man muss beim Auflegen eine Balance zwischen bekannt und unbekannt finden. Gerade wir DJ`s sitzen doch an der Quelle. Wir hören was Neues und können das den Leuten sofort nahe bringen. Die Eier muss man einfach haben. Daran erkennt man dann auch den guten DJ. Jemand der die Momente lesen kann, in denen er den Leuten auch mal andere Seiten präsentiert. Man muss die Leute überraschen können.
Blicken wir zurück auf deine letzte Welttournee. Vier Kontinente in 2 Monaten. Wieviel Spaß hattest du daran?
Das praktische Reisen ist anstrengend. Wenn ich dann aber in die Städte komme ist das immer wieder inspirierend und macht mir eine Menge Spaß. Wenn ich daran denke, wie ich als kleiner Junge meine Mixtapes gemacht habe und daran gedacht habe mit dem Auflegen Geld hoffentlich für neue Platten rein zu bekommen, dann ist das ein tolles Gefühl vor so vielen Menschen seine Musik zu spielen. Das ist einfach unbezahlbar.
Alex, vielen Dank für das Gespräch.
Das Album "Out of the Black" ist bei Boys Noize Records erschienen.
© Foto: Michael Maier