Hazel English, Never going home, I'm Fine, Control, Fix, It's not real, EP, Interview, Feature, live, Berlin, 030 magazine
Julie Juarez

Hazel English: Balsam für die Seele

Auf ihrer EP „Never Going Home“ offenbart die australische Singer/Songwriterin Hazel English eine Welt voller Unsicherheiten – und klingt dennoch so leicht wie Softeis im Sommer. Mit ihrem Lo-fi-Dream Pop kommt sie nun auf Tour. 


Gar nicht so leicht, sich von seinen Ängsten loszusagen. Hazel English weiß vermutlich, wovon die Rede ist. 12 000 Meilen von Zuhause entfernt, spürt die 25-Jährige die Sorte von Angst, die vermutlich unweigerlich hochkommt, sobald man am anderen Ende der Welt ein neues Leben anfängt, ohne Gewissheit, wer und was kommen mag. »Kontrolllosigkeit« nennt sie das – und genau die besingt sie auf ihrer aktuellen EP, mit der sie derzeit jegliche Artist-to-watch-Listen crasht. 

Vom Weirdo zum Breakout-Star 

Eigentlich kommt Hazel aus der Nähe von Sydney. Einziges Problem: In Down Under fühlt sich die zurückhaltende Vintage­-Liebhaberin mit einem Faible für Poesie und bri­tische Acts wie The Smiths wie ein Weirdo. Für das Studi­ um „Kreatives Schreiben“ zieht es sie mit einem Austausch­ programm schließlich nach San Francisco, wo sie trotz ihres Wunsches, Autorin zu werden, langsam in die Mu­sik­-Szene eintaucht und Acts wie Small Black oder Gardens & Villa supported. Wenig später landet sie in Oakland. Es ist genau die Zeit, in welcher der bezeichnende Titelsong „Never Going Home“ entsteht. Leise besingt sie darauf ihre Ohnmacht, den Unsicherheiten in einem neuen Um­ feld entgegenzutreten. Nur ihr sonniger Sound will sich nicht recht in diese Emotionswelt einfügen. 

Depressionen im Sommer-Gewand 

So wird die Gegensätzlichkeit zwischen dem Lyrischen und Musikalischen schon bald zu ihrem Markenzeichen. Persönliche Zeilen aus ihrem Tagebuch treffen auf duns­tige Gitarren, schimmernde Synths und liebliche Melodien. Auf „It’s Not Real” versucht sie, dem Perfektionismus zu entfliehen, und „I’m Fine“ behandelt depressive Verstim­mungen, während man zur Musik Softeis kaufen und auf dem Mopped dem Sonnenuntergang entgegen fahren will. »Ich versuche, im Studio nicht so viel nachzudenken«, er­klärt sie. »Dort habe ich gelernt, dass die schönsten Dinge aus der Improvisation entstehen. Vielleicht klinge ich des­ halb losgelöst.« Den Mini­Hype um ihre Musik will sie da­ her nicht an sich heranlassen. „Sonst blockiere ich.“ Auf ein Debüt­-Album muss man aber trotzdem noch warten. 

Live: MO 15.5. ab 20 Uhr im Privatclub

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