Es ist wieder soweit. Am Freitag öffnen 45 Galerien ihre Türen und laden zum 15. Berliner Gallery Weekend. An drei Tagen versammelt sich die internationale Kunstszene, darunter etablierte als auch Nachwuchskünstler*innen, in der Stadt. Dicke Sponsoren inklusive. Kann man haben, muss man nicht.
Soviel zum offiziellen Teil des gehypten GW’s. Da wir uns lieber mit den vermeintlich ‚Kleinen‘ im Teich rumtreiben, wollen wir euch an dieser Stelle zwei Veranstaltungen empfehlen, die es nicht auf die „offizielle“ Liste der Teilnehmer*innen geschafft haben. Sehenswert sind sie allemal. Here we go:
Wo sind denn nun die Frauen?
Eine Kritik, der sich die Veranstalter des Gallery Weekends nach Veröffentlichung der Teilnehmerliste entgegen gestellt sah, war die Sache mit dem Männerüberschuss. Dieses Jahr sind nur 30% der Künstlerinnen weiblich. Zu wenig halt. Hier knüpft auch das Ausstellungsformat Foreign Affairs an. Im Rahmen dessen werden fünf aufstrebende, internationale Künstlerinnen und deren Positionen vorgestellt. Darunter: Beatriz Morales (Mexico), Fette Sans (Frankreich), Leila Pazooki (Iran), Tomoko Mori (Japan), Romana Londi (London). Kunst von Frauen liegt im Trend, hat aber soviel mehr zu bieten, als den Kick für den kurzen Augenblick. So ist die Frage: Wie ernst ist es der Kunstwelt mit der Gleichberechtigung? Die Auswahl des diesjährigen Kunstangebots lässt die behauptete Diversität jedenfalls vermissen.
Bruch mit dem Bekannten
Foreign Affairs greift hier an und setzt neue Akzente im Bereich Diversität. Das zeigt sich auch in deren Aufmachung. Foreign Affairs wurde von der Mitgründerin Sara Karayusuf-Isfahani des in|pact media Verlages initiiert. Es ist die erste Ausgabe der entwickelten Veranstaltungsreihe namens art perspectives. Diese bricht mit dem klassischen Galeriekonzept. Neben der reinen Kunstausstellung finden Events und Panels zu den Themen „Art Meets Fashion“, „Art Meets Female Change Makers“ und „Women in Art“ statt. Hier soll Kunst nahbarer gemacht werden. Die Perspektiven von Publikum, Sammler*innen und Kunstinteressierten kommen zusammen. Klingt, als könne hier Spannendes entstehen.
Foreign Affairs | art perspectives Pop-Up Galerie
26. April – 12. Mai @ Uhrzeiten siehe Link zur Veranstaltung
Oranienburger Str. 83
10178 Berlin
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Los Kreative – schwitzt!
Was auch immer geht ist Kapitalismus-Kritik. Hier setzt das Format Sweat Shop an. Dabei handelt es sich nicht um einen neuen hippen Laden. Es ist ein Kunsthappening. Hier lassen sich 16 Künstler*innen freiwillig ausbeuten. Darunter zum Beispiel: Thomas Draschan – Ismael Duá – Else Gabriel – Sebastian Gögel – Alona Harpaz – Marc van der Hocht – Sybille Hotz – Miriam Lenk u.v.m. Sweat Shop meint „Ausbeutungsbetrieb“. Also solche, in denen viele hübsche Sachen unter hässlichen Bedingungen entstehen. Eine traurige Realität. Dieser nimmt sich nun die Kunstwelt an. Sie zeigt mit dem Finger auf die Zahnräder des globalisierten Kapitalismus. Die Künstler*innen erschaffen Werke unter Sweatshop-Bedingungen. Kunstbegeisterte können das Spektakel vor Ort und im Netz mitverfolgen.
Kunst am Fließband
Das Konzept ist simpel: Die Kunden bringen Leinwand und Auftrag mit. Die Künstler*innen setzen diese Aufträge in einer sechsstündigen Schicht um. Es steht für sie bereit: ein Stuhl, ein Tisch. Und das auf einer Fläche von 5 x 4 Metern. Das alles unter Dauerbeobachtung von Käufern und Kameras. Maximaler Druck. Mit jedem verkauften Werk steigert das Folgende seinen Wert um 15%. Kunst am Fließband, ganz im kapitalistischen Sinne. Top-Seller hängen ihre Mitstreiter*innen ab. Konkurrenzkampf wie er im Buche steht. Yey. Das voyeuristische Auge hat was zum Freuen.
Sweat Shop | Schau Fenster
27. April – 28. April @ 10-22 Uhr
Lobeckstr. 30-35
10969 Berlin
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Foto: © Promo