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Foto: © Daniel Mayer / DJ Hell

DJ Hell: Berlin, Mon Amour

Helmut Geier alias DJ Hell lässt auf sich warten. Als er eine Viertelstunde nach pünktlich eintrifft, wird mit Blick auf seinen Terminzettel der Grund der Verspätung klar. Richtiges Datum, falscher Tag. Kann passieren. Nach kurzem Smalltalk über Fußball kommen wir ins Plaudern. Obwohl seine neue Platte „Zukunftsmusik“ heißt, blicken wir zurück auf Berlin und die Anfänge der Clubkultur.

Du hast bereits Anfang der 1990er in Berlin gelebt.

Stimmt. Meine erste große Berlin Zeit war von 1992 bis 1996. Ich habe bei Hardwax gearbeitet und mich dort als Plattenverkäufer und Disponent um Bestand und Kunden gekümmert. Als DJ habe ich damals im Tresor, E-Werk und dem Planet gespielt. Ich war aber auch in den 1980er viel in Berlin unterwegs. Hier waren die ganzen Konzerte. Ich ging ins Metropolis oder SO36. Die ganze Deutsche Welle/Punkzeit habe ich in Berlin mitgemacht, weil hier schon damals ein starker Impuls war. Einstützenden Neubauten, Ideal, eine endlose Liste von Namen.

Du hast also den wilden Nachwende-Osten am eigenen Leibe erfahren?

Das kann man so sagen. Wir haben damals in einem illegalen Club namens Elektro gespielt. Im Fenster hing ein altes Schild auf dem Elektro stand, daher der Name. Er war in einer Seitenstrasse in der Nähe vom alten Tresor. Da hatte jemand die Tür aufgebrochen, einen Tisch und eine kleine Anlage reingestellt dann haben wir da gefeiert. Irgendwann morgens um Neun kam einer von der Stadt und fragte, wer hier zuständig sei. Wir haben mit den Schultern gezuckt und weitergefeiert. Die haben sich dann die angezapften Stromleitungen angeschaut und sind wieder gegangen. Was wollten die auch machen. Ohne Verantwortlichen wussten die einfach nichts mit der Situation anzufangen.

Wie wichtig war diese Zeit für das heutige Berlin und seine Clubkultur?

Diese ganze E-Werk- und Planet-Kultur war für Berlin schon prägend und hatte eine starke Aussage, die ich mit durchlebt habe. Es gibt aber auch viele Leute, die können diese E-Werk-Huldigungen nicht mehr hören. Für mich war es aber die Entstehung, aus der heraus sich erst ein klarer Sound Of Berlin definiert hat.

Viele alte Helden, wie Dr. Motte, konnten ihren Status gerade in Berlin aber nicht auf Top-Niveau halten.

Man darf aber trotzdem nicht vergessen, was man Motte zu verdanken hat. Ohne ihn wäre alles anders gelaufen. Dann hätte es nie eine Love Parade gegeben und wer weiß, wie die Clubkultur dann heute aussähe.

Weniger kommerziell?

Wer weiß. Ich denke schon, dass es in seinen Anfängen der elektronischen Musik gut getan hat. Dadurch hat man weltweit mitbekommen, dass hier in Deutschland etwas Neues entsteht. Eine neue Musik, mit neuen Musikern und DJ`s die zeigen, dass wir innerhalb der Musikkultur wieder was zu sagen haben. Deutschland ist ja ansonsten nicht gerade für international erfolgreiche Künstler bekannt. Die Love Parade hat das geändert und elektronische Musik und ihre Protagonisten auf die internationale Bühne gehoben. Das ist Fakt.

Dein Herz schlägt für Berlin?

Was elektronische Musik, mein Leben, meine Musik und mein Label betrifft, kenne ich bis heute jedenfalls keine andere Stadt, die mehr Energie freisetzt als Berlin.

DJ Hell, Gigolo, ZukunftsmusikDJ Hell – Zukunftsmusik
International Deejay Gigolo Records

Online erhältlich: Amazon / iTunes

Fotocredit: Daniel Mayer

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