Die Mitte der Welt

[030] Filmkritik: Die Mitte der Welt

Er bezeichnet sich zwar selbst als Landei, ist jedoch alles andere als ein Hinterwäldler. Zwar lebt Phil (Louis Hofmann) in einer Kleinstadt irgendwo in der deutschen Provinz, doch seine freigeistige Familie würde man eher in einer weltoffenen Großstadt vermuten als auf dem platten Land.

Zusammen mit seiner Mutter, der Amerikanerin Glass (Sabine Timoteo), und seiner Zwillingsschwester Dianne (Ada Philine Stappenbeck) wohnt der Siebzehnjährige in einer großen, von einer wohlhabenden Tante geerbten, mittlerweile jedoch schon etwas heruntergekommenen Villa. Ihren Vater haben die beiden Teenager nie kennen gelernt und ihre Mutter verrät ihnen auch nicht, um wen es sich dabei handelt.

Die Mitte der Welt
Svenja Jung, Louis Hofmann und Janine Schümann in Die Mitte der Welt. – © Universum Film

Die Handlung setzt ein, als Phil zum Ende der Sommerferien aus einem Französisch-Camp nach Hause zurückkehrt. In seiner Abwesenheit hat sich seine Schwester Dianne verändert, sie wirkt in sich gekehrt und zurückgezogen. Das sonst so unbeschwerte Verhältnis der Geschwister zueinander ist einer ungewohnten Distanziertheit gewichen. Auch Tereza (Inka Friedrich), die beste Freundin von Phils Mutter, und ihre Lebensgefährtin Pascal (Nina Proll), können sich Diannes Verhalten nicht erklären. Zum Glück ist mit Phils bester Freundin Kat (Svenja Jung) alles beim Alten geblieben. Mit ihr kann er wie gewohnt wunderbar rumalbern.  Als die Schule wieder beginnt, bekommt Phils Klasse einen neuen Schüler. Es ist Nicholas (Jannik Schümann) und Phil ist sofort Hals über Kopf verknallt. Der Neue erwidert diese Gefühle auch, sodass Phil bald im siebten Himmel schwebt. Doch zugleich bleibt der so geheimnisvoll auftretende Nicholas für Phil ein großes Rätsel, was bald zu Zweifeln und Eifersucht führt und Phils Leben schließlich aus dem Ruder laufen lässt.

Die Mitte der Welt, Coming Out, Kino
Wohin mit den Gefühlen? – © Universum Film

Diese Verfilmung eines Romans von Andreas Steinhöfel überzeugt mit ihren frischen und unverbrauchten Bildern, bei denen nie das Literarische der Vorlage durchscheint. Dies setzt sich in den Dialogen fort, die angenehm ungekünstelt wirken. Ebenso befreit spielt das hochkarätige Ensemble um Louis Hofmann in der Hauptrolle auf. Der erst 19-Jährige wurde vor allem für seine Rolle als Tom Sawyer in der Vergangenheit bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und brilliert auch diesmal. Es ist schon erstaunlich, mit welcher traumwandlerischen Natürlichkeit Hofmann diese Rolle des mit sich und der Welt um ihn herum im Clinch befindlichen Phil verkörpert. Wenngleich die Figuren allesamt ein wenig zu schrill und etwas zu gewollt unkonventionell ausgefallen sind, versteht diese Verfilmung der Geschichte eines Teenagers auf der Suche nach der Mitte seiner Welt als Ganzes durchaus zu begeistern.

Die Mitte der Welt

Länge: 115 Minuten

Regie: Jakob M. Erwa

DarstellerInnen: Louis Hofmann, Jannik Schümann, Svenja Jung, Sabine Timoteo

Kinostart am 10.11.16

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