Inferno, Tom Hanks

[030] Filmkritik: Inferno

Für Rätselfreunde hat das Warten nun ein Ende. Sieben Jahre nach der Bestsellerverfilmung „Illuminati“ kommt mit „Inferno“ zum dritten Mal ein Roman rund um den Symbologen Robert Langdon auf die Leinwand. Zu bieten hat der von Ron Howard inszenierte Mystery-Thriller eine temporeiche Schnitzeljagd vor historischen Kulissen. Popcorn-Kino mit einem Schuss kultureller Bildung.

Als Harvard-Professor Langdon (Tom Hanks) mit brummendem Schädel in einem Florentiner Krankenhaus erwacht, kann er sich nicht erinnern, was ihm widerfahren ist und wie es ihn nach Italien verschlagen hat. Während eines Gesprächs mit der Ärztin Sienna Brooks (Felicity Jones) stürmt eine wild um sich schießende Polizistin (Ana Ularu) die Station und hat es offenkundig auf den amerikanischen Zeichenexperten abgesehen. Mit Hilfe von Dr. Brooks gelingt Langdon gerade rechtzeitig die Flucht, doch schon kurz darauf heften sich weitere Verfolger an seine Fersen, was den noch immer verwirrten Forscher dazu veranlasst, in Florenz auf Spurensuche zu gehen. Gemeinsam mit der jungen Medizinerin findet er heraus, dass seine Anwesenheit mit den Plänen des kürzlich verstorbenen Bertrand Zobrist (charismatisch: Ben Foster) zusammenhängt, der medienwirksam vor einer Überbevölkerung des Planeten gewarnt hat und das Problem mit einer künstlich erschaffenen Seuche lösen wollte.

Inferno, Tom Hanks
Langdon und Brooks recherchieren.

Dynamik und Tempo bestimmen den Rätselblockbuster von Anfang an. Schon die Flucht und der Selbstmord des Bio-Wissenschaftler Zobrist werden in wackeligen Handkamerabildern dokumentiert. Orientierungslosigkeit macht sich visuell auch dann breit, als Langdon im Krankenhaus zu sich kommt und zunächst nur verschwommene Eindrücke seiner Umgebung erhascht. Immer wieder dringen darüber hinaus blitzartige Untergangsvisionen in seine Wahrnehmung ein, die Hollywood-Handwerker Howard bildgewaltig in Szene setzt.

Falsche Intentionen: Omar Sy als Christoph Bouchard.
Falsche Intentionen: Omar Sy als Christoph Bruder.

Sonderlich glaubwürdig zeichnet der Film den Gesundheitszustand des Protagonisten nicht, weil nach dem Auftakt die aus allen Dan-Brown-Romanen vertraute Schnitzeljagd im Vordergrund steht, die sich dieses Mal auf den italienischen Dichterfürsten Dante Alighieri und seine berühmte „Göttliche Komödie“ konzentriert. Langdon und Brooks eilen von einem kulturell bedeutenden Schauplatz zum nächsten und müssen kleine und große Rätsel lösen, um eine Katastrophe abzuwenden. Logisch passt dabei sicher nicht alles zusammen. Und auch die Charakterzeichnung bleibt einmal mehr in Ansätzen stecken. Unterhaltsam ist der mit leicht bekömmlichen Bildungshäppchen angereicherte Verschwörungsplot aber die meiste Zeit. Vorausgesetzt, man gibt alle höheren Ansprüche an der Kinokasse ab. Eine Vertiefung der spannenden Überpopulationsthematik sollte man beispielsweise nicht erwarten, da sie vor allem als erzählerischer Aufhänger dient, der einen hochdramatischen Showdown garantiert. Am Ende lässt sich „Inferno“ vermutlich auf eine einfache Formel herunterbrechen: Wer Dan Browns schematische, aber gut geölte Dramaturgie-Maschine und die bisherigen Adaptionen geliebt hat, wird auch hier auf seine Kosten kommen. Alle anderen Zuschauer dürfte der Film eher nicht zu Jubelstürmen verleiten.

Inferno
Länge:
121 Min.
Regie: Ron Howard
Darsteller: Tom Hanks, Felicity Jones, Ben Foster, Omar Sy, Irrfan Khan, Sidse Babett Knudsen, Ana Ularu
Kinostart: 13.10.2016

 

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