Eric Lavaine inszeniert humorvoll und warmherzig Familienkonflikte mit zwei einnehmend aufspielenden Protagonistinnen als lebensfrohe und auf ihre Weise moderne Mutter und als 40-jährige, zur Mutter zurück kehrende Tochter.
Treffender ist vielleicht sogar der französische Titel „Retour chez ma mère“, denn – anders als im ebenfalls französischen Film von 2001 „Tanguy – der Nesthocker“ kehrt die Protagonistin Stéphanie (Alexandra Lamy) nicht freiwillig zurück in das mütterliche Heim. Sie war verheiratet, hat einen Sohn und war beruflich erfolgreich. Nach Scheidung und Verlust der Firma und damit auch allen finanziellen Rücklagen bleibt ihr nichts anderes übrig, als zu ihrer Mutter Jacqueline (Josiane Balasko) zurück zu kehren. Nicht nur die erwachsene Tochter könnte sich Schöneres vorstellen als einen großen Teil ihrer Selbstständigkeit zu verlieren und sich den mütterlichen Gewohnheiten anzupassen, auch der allein lebenden verwitweten Rentnerin fällt es schwer, wieder mit ihrer Tochter unter einem Dach zu wohnen. Zumal es einiges gibt, was sie ihren Kindern eigentlich verschweigen wollte und was dazu führt, dass sie sich in derartig seltsame Ausreden und Erklärungen verstrickt, dass ihre Tochter bereits eine dementielle Entwicklung vermutet.
Drehbuchautor und Regisseur Eric Lavaine hat sich in diesem Film dem Thema Familie angenommen, wobei er nicht nur auf die Mutter-Tochter-Beziehung fokussiert, sondern auch die gesamte Familiendynamik zeigt und die Eifersucht und Rivalität unter Geschwistern beleuchtet, welche in diesem Film ihrer Schwester weniger mitfühlend gegenüber stehen als dass sie sie nun bevorteilt sehen. Aber auch ein ernsthaftes gesellschaftliches Problem wird hier verarbeitet, nämlich dass unter anderem die Verlängerung der Ausbildungszeiten und die Erhöhung der Mieten dazu führen, dass immer mehr Erwachsene wieder auf die Eltern angewiesen sind – diese müssen für sie bürgen oder nochmals Herberge bieten. Der Regisseur berichtet, dass dieses Phänomen – „Generation Bumerang“ genannt – in Spanien begonnen habe, aber nun auch über 400 000 Franzosen betreffe.
Für seinen Film habe er von zahlreichen Erfahrungen und Erlebnissen im Bekanntenkreis schöpfen können. So spricht der Film zwar viele sehr ernste Themen an, ohne diese jedoch sehr zu vertiefen oder zu realistisch zu zeichnen. Das könnte als Schwäche des Films wahrgenommen werden, für das Genre Komödie ist der Verlauf jedoch sehr wohl passend und führt zu einem leichten, unterhaltsamen Film, der sehr wohl auch berührt.
Willkommen im Hotel Mama
Länge: 97 Minuten
Regie: Eric Lavaine
DarstellerInnen: Josiane Balasko, Alexandra Lamy, Mathilde Seigner, Pascal Demolon
Kinostart am 11. August 2016