Volker Koepp gehört zweifelsfrei zu den renommiertesten Dokumentarfilmern Deutschlands. Seine ersten Arbeiten entstanden in den 1970er Jahren für die DEFA und ein Großteil seiner Werke drehte und dreht sich immer noch um das Leben auf dem Land, bevorzugt in den verschiedenen Regionen Brandenburgs. In seiner aktuellen Arbeit, die im Rahmen der Berlinale vor wenigen Wochen ihre Weltpremiere erlebte, hat es ihn nun erneut in die Uckermark verschlagen.
Bereits 1976 in „Das weite Feld“ und 2002 in „Uckermark“ nahm er das landschaftlich so einzigartige Gebiet genauer unter die Lupe. Mittlerweile lebt Koepp selbst im Sommer in der Uckermark und weiß deshalb bestens Bescheid um die Geschichte, vor allem aber um die Probleme, die den Einheimischen dieses dünnbesiedelten Landstriches im Nordosten Deutschlands auf der Seele brennen. So sind in den vergangenen Jahren die Bodenpreise erheblich gestiegen, da große ortsfremde Firmen und Spekulanten das Ackerland als Geldanlage entdeckt haben. Auf diesen einstigen LPG-Ländereien entstehen nun erneut große Monokulturen aus Raps oder Mais, da sich diese Pflanzen im Rahmen des geförderten Ausbaus der erneuerbaren Energien besonders gewinnbringend verkaufen lassen. Dass die Erträge durch den Einsatz von Chemie noch weiter gesteigert und gleichzeitig die Böden ausgelaugt werden, sind die nahe liegenden Folgen dieser allzu intensiven Landnutzung. Dazu kommen Wind- und Solaranlagen sowie riesige Tiermastbetriebe, die das Bild dieser Jahrhunderte alten Kulturlandschaft in der jüngsten Vergangenheit verändert haben.
Doch Koepp interessiert sich vor allem für die Menschen, die sich diesem Trend entgegen stemmen. Die Bio-Bauern, die hier im Einklang mit der Natur ebenfalls recht erfolgreich arbeiten, oder der Druckereibesitzer, der mittels eines Fonds größere Landstücke erworben hat und sie nun biologisch bewirtschaften lässt. Immer wieder tritt auch der emeritierte Professor Michael Succow auf, der in der Uckermark geboren wurde, dem Landstrich immer verbunden war und die verschiedenen, vom Menschen geschaffenen Bedrohungen skizziert, die das Gesicht und die erstaunliche Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren der Region nachhaltig und unwiderruflich zu verändern drohen. In ruhigen, fast schon meditativen Bildern zieht Volker Koepp den Zuschauer hinein in die prachtvolle, mit ihren sanft geschwungenen Hügeln an die Toskana erinnernde Endmoränenlandschaft. Immer wieder hält sein Film inne und lässt in langen Einstellungen einfach nur die überwältigende Schönheit der Uckermark für sich sprechen. Im Kontrast dazu wirken die Aussagen der Bewohner umso alarmierender.
Als Dokumentarfilmer ist Koepp ein Mann alter Schule und zeigt sich selbst zwar nicht im Bild, stellt aber für den Zuschauer hörbar seine Fragen aus dem Off und sucht so den aktiven Dialog mit seinem Gegenüber. Ganz anders als man es derzeit von den meisten Dokumentarfilmen gewohnt ist, in denen der Regisseur selbst komplett verschwindet und die Dramaturgie ausschließlich am Schneidetisch entsteht. So hat der mittlerweile über 70-jährige Koepp mit dieser poetischen Reise durch die Uckermark eine in kraftvolle Bilder gegossene Hommage an ein wunderschönes Stück Deutschland und dessen ebenso genügsame wie liebenswerte Bewohner geschaffen.
LANDSTÜCK
Regie: Volker Koepp
Länge: 122 Minuten