Ein Dokumentarfilm in der Perspektive Deutsches Kino, der einen Einblick hinter die Kulissen des Auswahlverfahrens einer Schauspielschule gibt und vor allem die Prüfer dabei beobachtet, wie sie leidenschaftlich diskutieren, streiten, für ihren Favoriten eintreten und doch um Objektivität sowie Akzeptanz der Meinung der anderen bemüht sind.
Der Film beginnt damit, dass zwei Bewerberinnen erfahren, dass sie einen der begehrten 10 Studienplätze an der Staatlichen Schauspielschule Hannover erhalten haben. Die eine weint und schluchzt vor Glück, die andere ruft sogleich ungläubig zurück, um sicherzustellen, dass es sich weder um einen Traum noch einen Scherz gehandelt haben könnte. Was vor dieser ersehnten Zusage liegt, erfährt der Zuschauer in den folgenden 90 Minuten. 687 Bewerber gibt es und 120 von ihnen wurden über den Zeitraum der Aufnahmeprüfungen mit der Kamera begleitet, wobei der Schwerpunkt des Films auf der Seite der Prüfungskommission liegt.
Fülle an Castingshows
Inspiration für diesen Film sei tatsächlich die Fülle an Castingshows im Fernsehen gewesen. Daraus sei für den Regisseur Till Harms die Motivation entstanden, zu zeigen, dass eine Auswahlprüfung eigentlich ganz anderen Regeln folgt. In diesem Film werden die Bewerber nicht vorgeführt, sondern begleitet und ihre Stärken und Schwächen werden wahrgenommen, denn, wie einer der Prüfer sagt, kann „das Misslingen auch schön sein, wenn es nicht als Misslingen abgewertet wird.“ 220 Stunden Filmmaterial sind an den Prüfungstagen entstanden und man kommt sowohl einigen Bewerbern als auch Mitgliedern der Prüfungskommission so nah, fiebert, zweifelt, lacht und zittert mit ihnen, so dass es richtig traurig ist, als das Auswahlverfahren abgeschlossen ist. Als die neue Studienklasse begrüßt wird, endet der Film und es ist richtig schade, dass es keine Fortsetzungsfolgen gibt, in denen man die einem schon so nah gerückten Charaktere weiter verfolgen kann. Womit dann doch ein Vorteil der Castingshow zu verzeichnen wäre.
Text: Josefine Tegler
Die Prüfung
Länge: 96 min.
Deutschland 2016
Regie: Till Harms
Perspektive Deutsches Kino