Eines vorab: Man muss Roland Emmerich Filme mögen. Wenn nicht, macht es absolut keinen Sinn sich "Independence Day 2 – Wiederkehr" anzuschauen. Eine Vorliebe für Aliens und Bombast mit einer großen Portion US-Weltpolizei Pathos sind ebenfalls kein schlechter Ansatz. Ist man allen Punkten wohlgesonnen, stellt sich die Frage: Lohnt die Fortsetzung? Oder etwas gehässiger das Remake in Größer und 3D?
Vor 20 Jahren startete Independence Day, der damals durch eine groß angelegte Marketingkampagne, Vorbote des alltäglichen Blockbuster Spektakels der Jetztzeit, in den Kinos. Am Ende standen 75 Millionen US-Dollar Ausgaben Einnahmen von 800 Millionen US-Dollar gegenüber, Hauptdarsteller Will Smith stieg zum Hollywood Star auf und der Schwaben Spielberg, Roland Emmerich, gehörte fortan zur Topriege der Blockbusterregisseure. Kritik an der dünnen Story oder den zuweilen recht plumpen Darstellerleistungen waren damit hinfällig. Dennoch brauchte es zwei Dekaden, bis die Fortsetzung ihren Weg in die Kinos fand. Zeitgemäß in 3D mit neuen (und alten) Helden und einer noch größeren Bedrohung. Wobei das bei dem Thema: Wir zerstören die Erde, letztendlich nur ein Zeitfaktor ist. Die neuen Feinde brauchen dazu eben nicht mehr allzu lange. Ein Punkt, den man dem Film und seinen Machern zu Gute halten muss. Man hält sich nicht allzulange mit Erklärungen und soften Einführungen auf. Es geht gleich rein ins außerirdische Getümmel.
Sie kommen wieder
Zur Story: Den Menschen ist es gelungen, aus der sichergestellten Alientechnologie eigene Waffen und Militärmittel zu entwickeln. Der Kampfpilot von heute fliegt Untertasse, auch wenn diese einem getunten Kampfjet Baujahr 2016 recht ähnlich sehen. Zudem ist man mit einem Vorposten auf dem Mond vertreten. Der Dienst dort fällt allerdings eher unter die Rubrik gähnende Langeweile. Okay, es gibt auch hier oben gefährliche Situationen, bei der es einen Haudrauf wie Jake braucht, um Leben zu retten. Von diesen kleinen Intermezzos abgesehen ist das Mondleben aber eigentlich nichts für Jake Morrison, gespielt von Liam Hemsworth (“Tribute von Panem“). Als Anwärter auf das Kommando über eine Eliteflugstaffel des amerikanischen Militärs (ein anderes gibt es auf dem Planeten Erde scheinbar nicht) manövrierte er durch seinen Übermut beinahe seinen ehemals besten Kumpel Dylan Dubrow-Hiller in den Tod. Kenner des ersten Teils werden hier hellhörig. Hiller? Da war doch was. Genau, statt Will Smith als Captain Steve Hiller, dessen Absagegründe für diese Neuauflage von “zu teuer“ bis “nicht schon wieder ein Sci-Fi-Film“ gehen sollen, ist sein filmischer Stiefsohn, gespielt vom Newcomer Jessie Usher, als folglich neuer Anführer der Eliteflieger mit von der Partie. Diese Jungs und Mädels werden gefeiert wie Popstars, aber diese nur am Rande. Jake und Dylan sind sich seit der Aktion nicht mehr grün, wobei Jake seinen Fehler schon einsieht, es war allerdings noch nie der Moment für eine Entschuldigung. Soviel sei verraten: Im Laufe des Filmes wird er dazu noch Gelegenheit bekommen.
Alt und jung: Gemeinsam gegen die Aliens
Aus dem “alten“ Team sind neben Jeff Goldblum, der sich famos gehalten hat und dem die Filmausstatter einen dermaßen coolen Look verpasst haben, dass man nicht umhin kommt, sich zu fragen, von welcher Marke die Jacken sind, die Goldblum als Wissenschaftler David Levinson durch den Film trägt. Levinson ist, dank seiner Taten im ersten Teil, eine große Nummer auf der Erde und hat einen direkten Draht zur Präsidentin. Genau, nicht mehr Bill Pullmann, sondern Sela Ward als mächtigste Frau der Welt hat das Zepter in der Hand. Pullmann alias Thomas J. Whitmore ist, 20 Jahre später kaum verwunderlich, auf dem Altenteil abgestellt. So richtig möchte keiner mehr mit ihm, denn der alte Herr ist zum Vollbartzottel geworden, der recht wirr daher redet. Wie in den vergangenen zwei, drei Tagen übrigens jeder, der damals mit den Aliens in Kontakt kam. Schnell wird klar, dass ein erneuter Angriff bevor steht. In der Folge versuchen das ID-Team 1996 und ID-Team 2016 die Welt zu retten.
Am Ende Geschmacksache
Bereits die ersten Meldungen nach US-Kinostart waren keine guten. Schnell war von einem Flop die Rede. Ganz so dramatisch ist es nicht. Wie eingangs erwähnt hängt es ein wenig von den Erwartungen an einen Blockbuster ab. Das Emmerich Bombast kann hat er in diesem Jahrtausend mit seinen Endzeitfilmen “The Day After Tommorrow“ und “2012“ bewiesen. Da sich die Zerstörungswut der Aliens nicht, wie bei anderen Blockbustern, nur auf eine Stadt bezieht, finden sich auch einige beeindruckende Bilder des Chaos und der Zerstörung. Gerade in 3D ist das schon recht knackig, wenn auch völlig abwegig und eben in den typischen Roland Emmerich Look. Was die Helden teilweise alles unverletzt überstehen, dürften nicht mal die Avengers schadlos überstehen. Auch sind die Figuren und ihre Motive so krass überzeichnet (schwäbischer Humor?), dass man mit ihrem Schicksal nicht wirklich mitfühlt. Stirbt einer den Heldentod, ist es irgendwie okay. Tut nicht weh. Musste sein. Für Amerika und die Menschheit. In seiner Gesamtheit, und mit dem nötigen “Augen zu drücken“, ist “Independence Day – Wiederkehr“ nicht wirklich ein schlechter Film, aber eben auch kein wirklich Guter. Vielmehr ein vorhersehbarer, weil eigentlich schon im ersten Teil gesehen, emotional wenig ergreifender Blockbuster, der nach dem Verlassen des Kinosaals keinen bleibenderen Eindruck hinterlässt. Zugegeben nicht die schlechteste Entscheidung von Will Smith an dieser Fortsetzung nicht teilzunehmen.
Independence Day – Wiederkehr
Länge: 120 Minuten
Regie: Roland Emmerich
Darsteller: Jeff Goldblum, Bill Pullman, Liam Hemsworth, Charlotte Gainsbourgh, Judd Hirsch
Kinostart am 14. Juli 2016
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Foto ©: 20th Century Fox