Fritz Lang

[030] Filmkritik: Fritz Lang

Fritz Lang hat keine Lust mehr aufs große Überwältigungskino. Mit der „Nibelungen“-Trilogie und natürlich „Metropolis“ hat er sich einen Namen gemacht als Regisseur aufwändiger und teurer Filme, mit denen er das Publikum jedes Mal aufs Neue zum Staunen brachte. Nun fängt sich Anfang der 1930er Jahre der Tonfilm an durchzusetzen und Lang hat genug von den bildgewaltigen Epen.

Als er in der Zeitung von einer grausamen Mordserie liest, erkennt er instinktiv das filmische Potenzial des Stoffes. In Düsseldorf werden junge Frauen immer wieder bestialisch umgebracht, wobei der Mörder nach der Tat das Blut seiner Opfer trinkt. Die Polizei tut sich schwer, den so genannten Vampir von Düsseldorf zu finden. Entsprechend machen sich Angst und Schrecken in der Stadt breit. Gepackt von der Thematik reist Lang selbst nach Düsseldorf, um bei den Ermittlungen des bekannten Kriminalrats Gennat hautnah dabei zu sein und die von Misstrauen, Paranoia und Angst vergiftete Atmosphäre einer verunsicherten Bevölkerung einzufangen. Nachdem Gennat den Mörder endlich gefasst hat, bekommt Lang die Gelegenheit, bei der Vernehmung dabei zu sein und mit diesem zu reden.

Fritz Lang, M - Eine Stadt sucht ihren Mörder, 030 Magazin, Kino
Samuel Fitzi kann nicht nur lustig. Foto ©: W-film

Aus all diesen Eindrücken und Gesprächen destilliert er zusammen mit seiner Frau Thea von Harbour das Drehbuch zu „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“. Der fertige Werk kommt bereits kurz nach der Verurteilung des Täters in die Kinos, wird ein sensationeller Erfolg und zählt bis heute zu den Meisterwerken der Filmgeschichte. Vor dem Hintergrund der Entstehung von „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ hat Regisseur Gordian Maugg eine furiose filmische Collage gebastelt. Spielszenen vermischt er dabei äußerst geschickt mit dokumentarischem Material aus der damaligen Zeit. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht Fritz Lang, souverän verkörpert von Heino Frech, als rastloser Filmemacher, der beruflich wie privat einen Neuanfang will und sich deshalb auf die Mordserie stürzt. Entsprechend ist Mauggs Werk auch inhaltlich eine Melange aus Tatsachen, Vermutungen und Legenden, die er zu einem spannenden Psychogram verdichtet. Denn wir erfahren dabei auch, dass Lang selbst in jungen Jahren in einen mysteriösen Mordfall verwickelt war. Die Geschehnisse von damals flackern immer wieder auf und sind Langs versteckter Antrieb, sich mit den Morden in Düsseldorf auseinanderzusetzen. Was davon den Tatsachen entspricht und was Spekulation ist, wird zwar nie deutlich, trotzdem erscheint alles stimmig und plausibel. Visuell orientiert sich Gordian Maugg naheliegenderweise an der von Schattenspielen geprägten Bildsprache, wie sie Fritz Langs in „M“ so meisterlich perfektioniert hat, dreht ebenfalls in Schwarzweiß und behält auch das fast quadratische Seitenverhältnis der Filme aus der damaligen Zeit bei. Das Ergebnis ist ein zwar spekulativer, trotzdem höchst kurzweiliger Blick auf die Entstehung eines Meisterwerks und zugleich das eindringliche Porträt eines Mannes, der sich und seine Kunst noch einmal selbst neu erfindet.

Fritz Lang 

Länge: 104 Minuten

Regie: Gordian Maugg

Darsteller: Heino Ferch, Thomas Thieme, Samuel Finzi

Kinostart am 14.04.2016

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