Dass man sich seine Familie nicht aussuchen kann, sondern die nehmen muss, in die man hineingeboren wurde, davon handelt Dani Levys („Alles auf Zucker“) neuer Film. In dieser Mischung aus Komödie, Familiendrama und Roadmovie stellt uns der renommierte Autor und Regisseur die Wunderlichs vor, in der alle – gelinde gesagt – mindestens einen Knall haben.
Im Mittelpunkt steht die allein erziehende Mutter Mimi (Katharina Schüttler), deren hyperaktiver Sohn Felix (Ewi Rodriguez) ordentlich Feuer unterm Hintern und allerlei Blödsinn im Kopf hat. Felix’ Vater Johnny (Martin Feifel) lebt als Keith Richards-Verschnitt für Arme das alles andere als coole Sex-&-Drugs-&-Rock’n’Roll-Leben eines alternden Rockstars. Mimis Vater Walter (Peter Simonischek) ist manisch depressiv und büxt immer wieder aus dem Krankenhaus aus, während Mimis Mutter Liliane (Hannelore Elsner) ihre mit Narzissmus gepaarten Depressionen pflegt und sich darüber aufregt, dass sie nicht genügend bemitleidet wird. Da ist es kein Wunder, dass Mimis Schwester Manuela (Christina Paul) mit der ganzen Mischpoke am liebsten nichts mehr zu tun haben will. Als Mimi die Einladung zu einer Casting-Show bekommt, will sie endlich einmal etwas für sich tun, hat ihre Pläne aber ohne ihre Sippschaft gemacht.
Eigentlich ist Mimi von ihrem Charakter und der Anlage ihrer Figur her überhaupt nicht der Typ, der zu solchen Castingshows fahren würde. Dass sie es trotzdem tut, ist dann auch das Hauptproblem dieses Films, denn man nimmt ihr als Zuschauer die Begeisterung für diese schlichten Fernsehwettbewerbe nicht ab. Auch sonst läuft wenig rund in diesem erstaunlich prominent besetzten Porträt einer dysfunktionalen Familie. Regisseur Dani Levy gelingt es hier nie, eine Balance herzustellen zwischen Komödie und Familiendrama, und so ist sein Werk schließlich nichts von beidem geworden. Zwar sind die überzeichneten Figuren eigentlich klassische Komödien-Typen, wirken in den überwiegend dramatischen Szenen aber fehl am Platz und reden sich zudem in peinlichen Dialogen immer wieder gnadenlos um Kopf und Kragen.
Auch dramaturgisch weist dieses unsauber inszenierte Roadmovie so einige Ungereimtheiten auf und es gibt in den gesamten 103 langatmigen Filmminuten so gut wie keinen Moment, in dem man sich einmal über einen gelungenen Einfall oder ein witzige Idee freut. So ist diese Darstellung einer Katastrophen-Familie selbst eine einzige, unlustige Katastrophe geworden. Und wenn der Film am Ende die Bilder der TV-Casting-Show eins zu eins übernimmt, ist er auch auf visueller Ebene dort angekommen, wo er sich auf dramaturgischer Ebene bereits die ganze Zeit bewegt hat: Im Fernsehen.
Die Welt der Wunderlichs
Länge: 103 Minuten
Regie: Dani Levy
DarstellerInnen: Peter Simonischek, Hannelore Elsner, Christiane Paul, Stefan Groth
Kinostart am 20. Oktober