Sie gehört zu den beliebtesten Techno-Clubs Berlins und ist dennoch in Gefahr: die Griessmühle in Neukölln. Trotz andauerndem Zufluss an feierwütigem Publikum, wurde der Mietvertrag für die Location gekündigt. Wie geht es jetzt weiter?

Hello Gentrifizierung, my old friend

Langsam können wir es nicht mehr hören. Unser guter, alter Freund „Gentrifizierung“ klingelt an den Türen jedes zweiten Kulturortes, um diesen auszuschlachten und uns den Spaß zu vermiesen. Auch wenn der Techno-Tempel Berghain aufgrund des übermäßigen Hypes in all seiner majestätischen Klobigkeit erhalten bleibt, müssen der Sage-Club, das KitKat und nun auch die Griessmühle die Plätze räumen. Ende Januar läuft der Pachtvertrag aus. Dabei war der Club mit seinem Standort in Neukölln etwas besonderes, denn die Konkurrenz kuschelt sich vorrangig in Friedrichshain aneinander.

Lauter als die Anlage

Die Griessmühle lebt für den Techno, daher ist die Sound-Anlage des Clubs eine der besten. Es muss laut sein und ordentlich hämmern. Damit dies auf weiterhin möglich ist, riefen die Betreiber die Bevölkerung dazu auf ebenfalls laut zu werden. Unter dem Hashtags #safethegriessmuehle und #safeourspaces verbreiteten sie eine Petition zur Erhaltung der Location. Bereits 46.000 haben diese online unterschrieben und geteilt. Zusätzlich fand eine Kundgebung vor dem Rathaus Neukölln statt. An dieser nahmen circa 350 Menschen teil, darunter auch Martin Hikel, Bezirksbürgermeister Neuköllns, der ebenfalls eine Rede hielt. Mit Schildern von „Keine Macht den Floorurteilen“ bis „Kultur kann man nicht kaufen“ sollten die Eigentümer des Grundstücks zu einem Gespräch und neuen Vereinbarungen bewegt werden. Und die Bemühungen haben Früchte getragen. In den letzten Tagen kam es zu einer Zusammenkunft der Clubcommission mit dem Geschäftsführer der S IMMO Germany GmbH.

Welche Musikrichtung lief wohl bei der Kundgebung?
Foto: © Hannes Schrader

Hoffnung in Sicht

Die Betreiber der Griessmühle erhalten noch die Möglichkeit bis Mitte Februar in der Location letzte Veranstaltungen über die Bühne zu bringen, danach muss die sie aufgrund von Baumaßnahmen geräumt werden. Trotz diesem feststehenden Rauswurf, bleibt es weiterhin im Gespräch, ob während und auch nach den geplanten Maßnahmen ein Teil des Geländes für Feierzwecke verwendet werden darf. Weitergefeiert wird ohne Frage, da die meisten Künstler*innen für die kommenden Monate längst gebucht sind. Als Ausweichmöglichkeiten sind ein Standort in Mitte und einer in Lichtenberg im Gespräch. Verlassen wird uns die Griessmühle also vorerst nicht. Der Kampf ist noch nicht ganz verloren. Die Frage ist nur: Behält der Club in neuen Räumlichkeiten seinen Charme? Immerhin war es gerade der Außenbereich am Kanal, der im Sommer hunderte Feierwütige nach Neukölln zog. Wir dürfen gespannt sein.

Ein letztes Mal schaukeln

Wer sich sicherheitshalber von der Griessmühle in ihrem Originalzustand verabschieden möchte, sollte sich die kommenden Veranstaltungen nicht entgehen lassen. In den folgenden Tagen finden neben den Partys noch ein Flohmarkt, ein PingPong-Abend und Filmscreenings statt. Ansonsten können wir euch nur raten ein letztes Mal über die floors zu tanzen und den Bass der Anlage (der hoffentlich unverändert bleibt!) zu genießen. Am 3. Februar , nach dem 3tägigen „Last Cocktail“ heißt es vorerst entgültig goodbye. Ein letztes Mal schaukeln sollte natürlich noch drin sein.

Hier geht’s zur Petition.

Foto: © Promo