Im Jahr 2019 nahmen rund 7,2 Millionen Deutsche einen Ratenkredit auf. Hinzu kommen zahlreiche weitere Geldaufnahmen, beispielsweise für die Finanzierung eines Eigenheimes. Seit die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinssätze deutlich gesenkt hat, ist die Anzahl der Darlehensnehmer deutlich angestiegen. Die Gründe für eine Kreditaufnahme sind vielfältig.
Am häufigsten erfolgt sie für die Anschaffung eines Neu- oder Gebrauchtwagens, einer Immobilie, größerer Konsumgüter oder für einen lang ersehnten Traumurlaub. Teilweise wird die aufgenommene Summe auch zur Ablösung eines bereits laufenden Kredites genutzt.
Nach der 50-30-20-Regel Geld sparen
Selbst wenn die günstigen Zinsen für eine verhältnismäßig geringe Ratenzahlung sorgen, musst du sie Monat für Monat aufbringen. Darüber hinaus sinkt mit einem Darlehen deine Kreditwürdigkeit. Dies kann bedeuten, dass du – solltest du überraschend dringend weiteres Geld benötigen – von einem Geldinstitut einen ablehnenden Bescheid auf deine Kreditanfrage bekommst. Es ist noch gar nicht so lange her, da nahmen wir ein Darlehen nur sehr zögerlich auf. Vielmehr war Sparen angesagt und erst wenn wir den benötigten Betrag zusammen hatten, leisteten wir uns das eine oder andere. Klar, heute tragen Banken nicht mehr dazu bei, unser Sparkontoguthaben zu vermehren. Ganz im Gegenteil: Sie drohen mit Minuszinsen. Trotzdem empfehlen wir dir, regelmäßig etwas Geld zur Seite zu legen und auf diesem Weg Vermögen aufzubauen. Die folgende 50-30-20-Regel hält dafür einige hilfreiche Tipps bereit.
Durch Corona bedingte Einsparungen zur Seite legen
Die Corona-Pandemie macht uns das Leben schwer, wovon fast jeder ein Lied singen kann. Nicht nur wir Berliner, die in „normalen“ Zeiten mit Begeisterung die tollen Kultur-Events unserer Stadt und lebhaften Partys in vollen Zügen genießen, müssen mit einer kompletten Lebensveränderung zurechtkommen. Wenigstens geht sie auch mit einem kleinen Vorteil einher: Wir geben für unsere Freizeitgestaltung zwangsläufig weniger Geld aus. Ersparnisse ergeben sich vor allem durch den Verzicht auf eine teure Urlaubsreise. Aber auch Privatveranstaltungen, die nur im kleinen Kreis stattfinden dürfen, ziehen geringere Ausgaben nach sich. Ganz sicher kommt wieder die Zeit, dass wir wieder uneingeschränkt das machen können, was wir gerne möchten – unser Zusammengespartes wird uns dabei helfen.
Zahlen zu Kreditaufnahmen in Berlin
Laut einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2021 im Mai gaben rund 500.000 Berliner an, derzeit einen aktuellen Kreditbedarf für sich zu sehen.
- danach hatten 16 Prozent der Befragten entweder bereits einen Kreditvertrag laufen oder machten sich aktuell Gedanken darüber;
- während des gleichen Zeitpunktes waren es innerhalb Deutschlands hingegen nur insgesamt 12 Prozent
- vorbezeichnete Prozentzahl entspricht rund sieben Millionen Menschen
Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Konsumfinanzierungen zurück. Die befragten Einwohner Berlins gaben folgende Gründe für ihre laufenden bzw. beabsichtigten Kredite an, wobei Mehrfachnennungen möglich waren:
- Ablösung eines Darlehens (Umschuldung): 29 Prozent
- zur freien Verwendung: 29 Prozent
- Ausgleich des Dispositionskredites: 22 Prozent
Schaut man sich das Aufkommen der Kreditanträge in den deutschen Bundesländern an, gibt es erhebliche Unterschiede. So liegt beispielsweise im Saarland die Zahl um 16 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Im Anschluss folgen Rheinland-Pfalz sowie Niedersachsen, Brandenburg nimmt Platz 4 ein. In Bayern und Baden-Württemberg zeigen sich die Bürger im Bereich der Darlehensaufnahme zurückhaltender. Die wenigsten Kredite werden in Sachsen aufgenommen: Die dortige Quote liegt um ganze 18 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.

29 Prozent der Umfrageteilnehmer aus Berlin interessieren sich für einen Kredit, um Geld zur freien Verwendung zur Verfügung zu haben.
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Was versteht man unter dem Begriff Kreditablösung?
Da es nur den wenigsten Kreditnehmern möglich ist, ein Darlehen ohne Unterstützung eines weiteren Kreditgebers abzulösen, spricht man auch von einer Umschuldung. In der Regel wird ein neuer, günstigerer Kredit aufgenommen und mit diesem Betrag die noch offene Summe aus der laufenden Finanzierung auf einmal beglichen. Häufig wird zu diesem Zweck ein anderes Geldinstitut genutzt. Um herauszufinden, ob du letztendlich günstiger kommst, solltest du eine sorgfältige Berechnung aufstellen. Nur, wenn die Einsparungen größer sind als die meist anfallenden Kosten für die vorzeitige Ablösung, ist der Wechsel lohnenswert.
Warum Kreditablösung für viele Menschen vorteilhaft ist
Fakt ist: Die monatlichen Rückzahlungen für einen Kredit schränken das Budget und infolgedessen die gesamte Finanzsituation ein. Zahlreiche Darlehensnehmer sind bestrebt, die Schulden schnellstmöglich zurückzuzahlen, um wieder über mehr finanzielle Freiheit zu verfügen. Darüber hinaus kannst du effektiv Geld sparen, wenn du deinen laufenden Kredit vorzeitig ablöst. Die Vorteile davon sind:
- bessere Bonität
- Senkung der finanziellen Belastung pro Monat
- mögliche Ersparnisse durch Umschuldung
- gute Finanzübersicht
Nimmst du ein Darlehen auf, um deinen alten Kredit zu beenden, liegen Ersparnisse im Bereich des Möglichen. Selbstverständlich müssen dazu günstigere Konditionen im Raum stehen. Wer mehrere Kredite durch Umschuldung in einen verwandelt, profitiert von einer erheblich besseren finanziellen Übersicht. Dieses Vorgehen wirkt sich außerdem auf die Bonität und somit den Schufa-Score aus. Erfahrungsgemäß erhalten Verbraucher von Geldinstituten leichter eine Kreditbewilligung, wenn nur eine und nicht drei, vier Darlehensverpflichtungen erfüllt werden müssen.
Hast du die Chance, deinen Kredit abzulösen, nutze sie in jedem Fall, um von den vorgenannten Vorteilen zu profitieren. Wer zum Beispiel
- eine Erbschaft macht,
- durch Immobilienverkauf zu Geld kommt,
- sich über einen Lottogewinn freut,
- Dividenden oder Festgeld ausgezahlt bekommt
- oder Versicherungs- bzw. Arbeitgeber-Prämien erhält,
sollte zunächst an die Kreditablösung denken, bevor neue Investitionen getätigt werden.
Welcher Zeitpunkt ist ideal für eine Kreditablösung?
Viele Verbraucher fragen sich, wann die beste Zeit für die Kreditablösung sein könnte. Generell ist sie interessant, sollte ein neuer Kredit günstiger sein als die Abbezahlung des laufenden Darlehens. Dies ist in der Regel während einer Niedrigzinsphase der Fall. Als ebenso passend gilt der Zeitpunkt, wenn das Girokonto ständig überzogen ist und überdurchschnittlich hohe Dispositionszinsen im Raum stehen – die Kreditablösung ist dann garantiert eine lohnenswerte Variante.
Vorgehensweise Kreditablösung
Entscheidest du dich, deinen Kredit vor vereinbartem Laufzeitende abzulösen, gibt es einiges zu beachten. Der wichtigste Punkt ist, dass du dich erst einmal informierst, ob diese Möglichkeit in den Vertragsbedingungen enthalten ist. Fakt ist: Ausnahmslos alle Kreditverträge beinhalten eine Kündigungsfrist, die je nach Darlehensgeber unterschiedlich lang sein kann. Diese musst du auf jeden Fall beachten und einhalten. Nach EU-Recht dürfen alle jüngeren Ratenkredite jederzeit gekündigt werden.
Beabsichtigst du eine Umschuldung, schau dich zunächst nach dem für dich persönlich günstigsten Kredit um. Bestenfalls nutzt du einen Online-Vergleich, der dir mehrere Angebote auf einen Blick präsentiert. So kannst du sie am besten einander gegenüberstellen und deine individuelle Auswahl treffen. Liegen dir sämtliche Konditionen vor, solltest du mit der – bereits oben kurz erwähnten – Berechnung beginnen. Nur so lässt sich exakt feststellen, ob die beabsichtigte Kreditablösung in deinem Fall wirklich finanziell sinnvoll ist. Ob sich eine Umschuldung für dich lohnt, hängt zu einem Teil von der sogenannten Vorfälligkeitsentschädigung ab. Es gibt zahlreiche Geldinstitute, die Kosten für die vorzeitige Ablösung eines Darlehens erheben. Sie berufen sich darauf, dass ihnen dabei ein Zinsgewinn in oftmals beträchtlicher Höhe entgeht. Löst du deinen Kredit vor dem vereinbarten Zeitpunkt ab, ist der Ertrag für die Bank geringer. Die Vorfälligkeitsentschädigung dient zur Schadenskompensation. In welche Höhe sie anfällt, kannst du deinem Kreditvertrag entnehmen.
Berechnung der Vorfälligkeitsentschädigung
Es gibt klare gesetzliche Vorschriften betreffend die Entschädigungshöhe. So darf ein Geldinstitut Kunden für die Kreditablösung nicht mehr als ein Prozent der restlichen Kreditsumme von dir fordern, sollte die vertraglich vereinbarte Laufzeit noch über zwölf Monate betragen. Liegt sie darunter, ist die Höhe der Vorfälligkeitsentschädigung sogar auf 0,5 Prozent des noch übrigen Darlehensbetrages begrenzt. Zur Veranschaulichung ein Beispiel:
Wir legen eine Kreditsumme von 10.000 mit 4,99 Prozent effektivem Jahreszins sowie einer Laufzeit von 48 Monaten zugrunde. Der Kunde entscheidet sich, diese nach 35 Monaten vorzeitig abzulösen. Durch bisherige monatliche Ratenzahlungen in Höhe von 229,75 Euro besteht zu diesem Zeitpunkt eine Restschuld von 2.903,29 Euro. In diesem Fall darf die Vorfälligkeitsentschädigung den Betrag von 29,03 Euro nicht übersteigen. Somit muss der Kreditnehmer insgesamt für die Ablösung höchstens 2.932,32 Euro an den Geldgeber bezahlen.
Im Vergleich: Würde der Kunde den Kredit weiter wie zuvor bis zum Vertragsende abzahlen, ist noch eine Gesamtsumme von 2.986,60 zu leisten. Durch die vorzeitige Kreditablösung und infolgedessen die wegfallenden Zinsen für die nächsten 13 Monate in Höhe von 83,31 Euro spart er 54,28 Euro ein.
Teilweise versuchten Banken einen höheren Zinssatz als Entschädigung für die Ablösung eines Kontos zu erhalten. Dafür forderten sie keine Vorfälligkeitsentschädigung, sondern verlangten eine Bearbeitungsgebühr. Dies ist jedoch nicht zulässig (Urteil des Bundesgerichtshofes vom 16. Februar 2016, Az. XI ZR 96/15). Zur Begründung führte der BGH aus, dass eine solche Verfahrensweise Verbraucher benachteiligt. Die gesetzliche Vorfälligkeitsentschädigung mit einer anderen Gebühr zum Nachteil von Kunden zu umgehen, ist demnach rechtswidrig.
Was passiert mit der Restschuldversicherung bei Kreditablösung?
Die meisten Kreditnehmer schließen gleichzeitig mit dem Darlehensvertrag eine Restschuldversicherung ab. Es ist nicht möglich, diese auf deinen neuen Kredit zu übertragen. Das bedeutet, auch sie bedarf der Kündigung, die generell problemlos ist. Darüber hinaus bekommst du als Darlehensnehmer die Versicherungsprämie erstattet.
Sondertilgung und Kreditablösung – Wo liegt der Unterschied?
Tatsächlich werden diese beiden Begriffe im allgemeinen Sprachgebrauch häufig synonym genutzt. Sie verfügen jedoch über erhebliche Differenzierungen, die sich wie folgt darstellen:
- Kreditablösung – bei dieser Variante wird das Darlehen durch Zahlung des noch offenen Schuldbetrages und ggfs. der zusätzlichen Kosten vollständig abgelöst; damit endet das Kreditverhältnis zwischen Kunden und Geldinstitut
- Sondertilgung – hierbei handelt es sich um einen höheren Betrag, den der Kreditnehmer leistet, er wird zur partiellen Tilgung des bestehenden Darlehens genutzt; das Kreditverhältnis besteht weiter, allerdings verkürzt sich die restliche Laufzeit und selbstverständlich auch die Kreditsumme; viele Geldinstitute lassen sich Sondertilgungen durch die Erhebung von vergleichsweise hohen Zusatzkosten bezahlen