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Trump, CSU und Jens Spahn: Wo ist eigentlich der linke Populismus, wenn man ihn mal braucht?

Selten war die Atmosphäre der Welt so vergiftet von Misstrauen, Uneinigkeit und Angst. Mit Unruhe nimmt man jeden Morgen die Zeitung zur Hand, mit einem Seufzer der Erleichterung legt man sie nieder, wenn nichts besonders Gefährliches sich ereignet hat.

Das Zitat ist von 1936. Verstörend, denn in Zeiten von Trump, AFD und Seehofer klingt der Satz, als wäre er von heute. ,»Geschichte wiederholt sich«: etwas, das man nicht gerne hört. Das Kollektiv Karma Ltd. Extended setzt sich damit auseinander. 

Als wäre es ein Satz aus einem Internet-Kommentar. Der Verfasser des Zitates ist Autor Stefan Zweig. Verfasst hat er ihn in einer Zeit von Umbruch, Abschottung und Nationalismus in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Erschreckend viele Parallelen zu heute stecken darin. Man schaue nur auf die CSU, die ein ganzes Stück nach rechts gerückt ist, seit es die AFD gibt. Jetzt gibt es bald Transitzentren, also Lager, an der deutschen Grenze. Lager in Deutschland: merkt ihr noch was? Was sagt das über unsere Welt? Das Kollektiv Karma Ltd. Extended wirft diese Frage auf und nimmt sich ihr an, und zwar mit einer Ausstellung in der ACUD Galerie. Bis 15. Juli liefert Karma Ltd. Extended Denkanstöße und stellt noch eine Frage: „Brauchen wir einen linken Populismus?“ So heißt die Ausstellung. Das fünfte Kapitel der Kooperation vom Kollektiv und ACUD Galerie. Ziel ist es, der Ohnmacht von heute etwas entgegenzusetzen. Mit Gegenentwürfen, geschaffen von Künstlern. Performances, Fotos und Installationen.

Quatsch mit (brauner) Soße

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Im Innenhof der Galerie Acud. Foto: © Pierluigi Muscolino

Rechte Rhetorik scheint wieder zu gehen. Ob in der Politik oder im Netz – die braune Soße schwappt überall hin. Rechtspopulistische Parteien werden stärker. Was kann man tun, bevor es (wieder) zu spät ist? „Wir brauchen einen linken Populismus!“ heißt es in einem Zeitungs-Interview mit der belgischen Politikwissenschaftlerin Chantal Mouffe. Linker Populismus: ist das wirklich ein Gegenentwurf? Was müssen wir lernen aus der Geschichte, damit sie sich nicht wiederholt? Eine politische Zukunft lässt sich nur schwer vorstellen, wenn der Ruf nach der Vergangenheit lauter denn je ist? Die Ausstellung legt ihren Fokus auf das Handeln. Eine Bestandsaufnahme, die zu Lösungsansätzen führen soll. Die Künstlerin Anne Duk Hee Jordan konzipiert Food Performances, in denen vergessene Kräuter, essbare Blumen und Knollen vorkommen. Sie schafft einen »Linken Tisch«: Eine soziale Skulptur, an der diskutiert, gestaltet und gegessen wird. Ein anderer Künstler ist Leon Kahane, in seiner Fotoserie spiegeln sich historische, politische und ökonomische Aspekte wieder. Es geht um Migration und Globalisierung, die wegen der Erfahrungen seiner Familie im Zentrum stehen.

Habt ihr nichts gelernt?

In seinem Text von 1936 schreibt Stefan Zweig über »Die geistige Einheit Europas«. Im Jahr 1936! Da war die EU noch nicht mal eine Idee und nicht im Ansatz vorstellbar. Diese von Zweig gezeichneten Umwälzungen lassen Parallelen zum heutigen Europa entstehen: Nationales Denken, Abschottung, ein Rückzug auf Tradition und Althergebrachtes. Wenn sein Satz von 1936 ohne Weiteres in die Gegenwart passt, ohne nur ein Wort zu ändern – dann sollte das wachrütteln. Sollte man meinen.

Weitere Infos zum Programm findet ihr hier.

Acud Macht Neu
Veteranenstraße 21
10119 Berlin Mitte
U8 Rosenthaler Platz

Foto: © Berlin Food Art Week/ Nicolas Jardry