Porno ist eine Kunstform – findet Chris Philipps. Sex und Erotik gehören zu seinem Alltag. Gemeinsam mit Raquel Fedato veranstaltet der Fotograf die Partyreihe Pronceptual, die mit ihrer sexuellen Atmosphäre immer mehr Publikum lockt. Doch was macht das Event besonders? Und welcher Anspruch steckt dahinter? Ein Gespräch über neue Formen der Pronographie.

Was hat es eigentlich mit diesem Namen auf sich – Pornceptual?

Bei der Pornceptual ging es von Anfang um eine Auseinandersetzung mit der Idee der Pornografie – darum, sie neu zu definieren, sich von der Mainstream-Pornografie zu entfernen. Zu zeigen, dass Pornografie ethisch und ästhetisch sein kann. Der Name bringt immer wieder Schwierigkeiten mit sich, da Pornografie immer noch marginalisiert wird. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft mir der Facebook- oder Instagram-Account gesperrt wurde, bloß weil „Porn“ in unserem Namen vorkommt.

Was unterscheidet deine von all den anderen Sexpartys, die es in Berlin gibt?

Dadurch, dass die Pornceptual Kunstprojekt wie Partyreihe ist, ziehen wir ein anderes Publikum an. Natürlich ermutigen wir die Leute, miteinander in Kontakt zu kommen, auch Sex zu haben – aber das steht nicht alleine im Mittelpunkt. Wir haben Performances, Installationen, interessante Musik. Zu uns kommen viele Leute, die bisher auf keiner Sexparty waren – und dann auf den Geschmack kommen.

Du und Raquel, ihr kommt beide aus Brasilien – aber euer Projekt findet vor allem in Berlin statt?

Berlin ist in dieser Hinsicht relativ einmalig. Wir reisen auch mit der Party: In den nächsten Monaten wird es eine Pornceptual in Barcelona, New York, in Kroatien geben, aber hier in Berlin können die Menschen ihre Sexualität freier und offener ausleben. Darum ist die Pornceptual hier zu Hause.

Wie achtet ihr darauf, dass Safer Sex praktiziert wird und dass es bei all dem sexuellen Treiben keine Übergriffe gibt?

Wir publizieren vor jeder Party einen Verhaltenskodex. Eine Atmosphäre von Respekt und Einvernehmen ist wichtig. Gerade in dieser sexuell bewussten Szene, bei BDSM-Praktiken, sind die Leute aber sowieso hochsensibel dafür. Hier wird bewusster auf gegenseitiges Einverständnis geachtet, auf die Grenzen, die jeder für sich setzt – und ausloten möchte. Es kommt fast nie vor, dass jemand sich belästigt fühlt. Für den Safer Sex haben wir einen Info-Corner von „manCheck“, in dem Kondome und Gleitmittel ausgegeben werden.

Und wer räumt dann am Ende alles auf?

(lacht) Dafür haben wir das übliche Putz-Personal, die stillen Helden. Allerdings berechnen sie uns verständlicherweise deutlich mehr als auf den „normalen“ Partys…

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Phillips stammt aus Brasilien. Dort beginnt er ein Studium der Anthropologie und interessiert sich dabei besonders für Pornographie. Parallel setzt er sich mit dem Thema in fotografischen Arbeiten auseinander. Seither konzentriert er sich auf das Pornceptual-Projekt, das Kunst, Mode und eine Partyreihe umschliesst. Mit seinem Partner lebt er in einer offenen Beziehung.

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Interview: Moritz Gerber