David O. Russell, Regisseur so wundervoller Filme wie »Silver Linings« und »American Hustle«, hat sich dem amerikanischsten aller amerikanischen Träume gewidmet. Den vom Tellerwäscher zum Millionär. Hierfür hat er wieder seine Lieblingsschauspielerin Jennifer Lawrence herangezogen, die nach ihrer finalen Rolle als Katniss Everdeen in den »Hunger Games« – Blockbuster, in die Rolle einer unbedeutenden Hausfrau schlüpft. 

Worum geht es? Es sind die späten 1970er Jahre. Die zweifache Mutter und geschiedene Hausfrau Joy (Jennifer Lawrence) wird von ihrer Familie in Gänze vereinnahmt. Ihre Träume bleiben dabei auf der Strecke. Ihre Mutter hängt nach der Scheidung vom Vater (Robert De Niro) nur noch vor dem TV-Schirm und hängt an den Lippen einer Telenovela und ihrer Stars. Trotz keinerlei körperlicher Beschwerden lässt sie sich von Joy bemuttern, als wäre sie sterbenskrank und bettlägerig. Der Vater wiederum übernimmt sich mit seiner neuen Frau und steht alsbald an Joys Türschwelle, um der gutmütigen Tochter einen Platz im Haus abzuringen. Diesen findet er im Keller des Hauses, den er sich wiederum mit dem geschiedenen Ehemann seiner Tochter teilen muss, der dort seit der Scheidung vor zwei Jahren lebt. Bei all diesen Parasiten bleibt das Leben von Joy, die als Kind davon träumte Dinge zu erfinden, natürlich auf der Strecke. Einzig ihre geliebte Großmutter hält immer die schützende Hand über sie und ist ihr eine liebevolle und uneigennützige Stütze. In einem Moment des Aufbäumens, als das ganze unbefriedigende Gebilde einzustürzen droht, die persönliche Qual der jungen Frau mit den einst großen Träumen zu explodieren scheint, kommt Joy auf eine grandiose Idee und entsinnt sich ihrer Stärken. Am Zeichenbrett entwirft sie einen Wischmopp, der nicht mehr mit den Händen, sondern durch einen neuen Mechanismus auswrungen werden kann. Kaputte Hände sind damit passé. Sie beginnt das Gerät zu bauen und landet nach einigen Hindernissen mit Hilfe ihres zwar getrennten, aber freundschaftlich verbundenen und herzensguten, Ex-Ehemanns bei einem ehemaligen Freund von ihm, gespielt von Bradley Cooper, der eine große Nummer bei einem im Aufbau befindlichen Teleshoppingkanal ist. Nach anfänglichen Bedenken bekommt Joy dort die Chance ihr Produkt vor einem großen Publikum zu präsentieren. Der ersehnte Einstieg ins Geschäftsleben, das mit vielen Widrigkeiten verbunden ist, wie Joy alsbald feststellen wird. 

Joy - Alles Außer Ungewöhnlich

Fazit: 

Die Geschichte, für die Regisseur David O. Russell auch das Drehbuch geschrieben hat, basiert lose auf der Lebensgeschichte der New Yorker Multimillionärin Joy Mangano, die bis heute auf dem amerikanischen Shoppingkanal HSN die Produkte ihrer Firma LLC anbietet. Von der Hausfrau zur Multimillionärin. Das klingt verlockend und sieht sich auch ganz nett an im Kino. Jennifer Lawrence nicht zu mögen fällt schwer. Spätestens, wenn Bradley Cooper in einer allerdings doch recht kleinen Nebenrolle auftaucht, fühlt man sich wie bei einem Treffen mit Freunden. Auch die Joys Familie ist, trotz der dargestellten Defizite, sehr charmant gecastet. Speziell De Niro, ein gern gesehener Gast in Russells Filmen, spielt seine Rolle wirklich famos und ist gerade bei seiner ersten Szene für einige große Lacher gut. Leider lässt der Film das wahre Leben und seine Patina aber ein wenig vermissen. Zwar gibt es hier Höhen und vor allem Tiefen, die Joy zu durchlaufen hat, aber gerade die Misserfolge wirken nie wirklich so, als sei es jetzt zu Ende. Ist es auch nicht. Die gewisse Leichtigkeit, die der Film versprüht, überträgt sich leider auch auf die Konsequenzen innerhalb der Handlung. Ein wenig wirkt Joy, trotz aller Opfer und Herausforderungen, die sich ihr stellen, wie eine Mary Sue. Eine Person, die nicht wirklich scheitern kann. Das nimmt dem Film ein wenig die Tiefe. Da die Filme von David O. Russell sich zuletzt auf einem höherem Level (Oscar, Oscar, Oscar) einreihten, fällt »Joy – Alles Außer Gewöhnlich« im Vergleich zu den genannten Vorgängern, schon etwas ab. Ein netter, unterhaltsamer Film mit charmanten Stars, der niemandem wehtut oder unter Schmerzen das Kino verlassen lässt. Leider, denn das Potential für ein paar mehr Tränen hätte die Geschichte durchaus gehabt. Geschadet hätte es ihr nicht.

Joy – Alles Außer Gewöhnlich läuft ab dem 31. Dezember in den Kinos.

 Foto ©: 20th Century Fox